Jess Williamson – Time Ain’t Accidental

by on 5. Dezember 2023 in Album

Jess Williamson – Time Ain’t Accidental

Zwei Jahre nach Sorceress, ihrem subjektiv enttäuschendsten Album bisher, entfaltet Jess Williamson mit dem sanft entrückten Time Ain’t Accidental ihr zeitloses Potential nun jedoch stärker denn je.

Womöglich hat es ja mit dem Plains-Debüt I Walked with You a Ways, Williamsons Kooperation mit Katie Crutchfield (alias Waxahatchee) im vergangenen Jahr, zu tun, dass das Songwriting der gebürtigen Texanerin auf ihrem fünften Solo-Album endlich ein Niveau erreicht, das ihrer fabelhaften Stimme und Atmosphäre-Arbeit gerecht wird.

Egal ob sich Time Ain’t Accidental nun jedenfalls weiter in die bittersüße Melancholie des Indie Folk bewegt (wie etwa im mit sanft pluckernden Indietronic-Beat und grandioser Hook unterspülten Titelstück sowie dem ähnlich gearteten meditativen Wellengang Topanga Two Step oder dem reduziert wogenden A Few Seasons) – so minimalistisch, warm und weich, schön, wohlig und anmutig, dass auch das romantische Folklore-Massenpublikum verzückt seufzen wird – oder die Singer-Songwriter-Kunst sich eher zwischen Americana- und Country-Sphären legt (wie beispielsweise im smooth entschleunigten Chasing Spirits, dem kontemplativer schippernden God in Everything oder dem den Kreis mit Optimismus schließenden und Bläsern flirtenden Schunkler Roads): die 37 Minuten der Platte sind nicht nur unendlich angenehm und berührend, sondern verankern sich auch direkter in der Nachhaltigkeit, als das bei Williamson bisher oft der Fall war.

Da balanciert ein Hunter die ausgewogene Dynamik umsichtig mit einem vorsichtig treibenden Aufbruchstimmungs-Bass, sind Tobacco Two Step oder Stampede betörend flehende Klavier-Balladen oder stampft Something’s in the Way am andere Ende des Spektrums auf Samtpfoten, bevor das Akustik-Sehnen I’d Come to Your Call einen schön intimen Ausklang bereiten würde. Dass der wirklich überragende Genieblitz in diesem stimmigen, konsistenten Ganzen jenseits der wohligen Komfortzone nicht herausstechen will, und der gelegentliche Hang zum gefälligen Plätschern nicht ganz abgelegt wird, geht insofern schon in Ordnung: mit Time Ain’t Accidental ist Williamson der Knopf aufgegangen.

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