Jerry Cantrell – I Want Blood

von am 28. Oktober 2024 in Album

Jerry Cantrell – I Want Blood

I Want Blood deklariert Jerry Cantrell und pirscht wieder durch seine Trademark-Hoheitsgebiete. Brighten war vor drei Jahren also kein gemütlicher Start in den altersmilden, von Americana und Country bestimmten Lebensabend, sondern eher ein kurzes Durchatmen und Kräftesammeln.

Stilistisch stärker auf eine Linie mit Boggy Depot (1998) sowie dem Opus Magnum Degradation Trip (2022) – und mehr noch unweit der Alice in Chains-Alben Black Gives Way to Blue (2009), The Devil Put Dinosaurs Here (2013) und Rainier Fog (2018) – zurückfindend, breitet Cantrell mit einer Allstar Riege wieder seinen typischen, vertrauten, extrem befriedigenden Signature Sound aus: Heavy Riffs und erhebende Melodien, eine unverkennbare Stimme und ein depressiver Beigeschmack latenter Psychedelik in der Komfortzone aus Alternative Metal und Post-Grunge – diesmal etwas weniger sludgig und eher sportlich anziehend angelegt.
Der betont locker den Queens of the Stone Age-Rocker machende Titelsong agiert dabei ein bisschen zu simpel gestrickt und gerät zudem etwas zu lang (wobei man nahezu jede Nummer von I Want Blood ein klein wenig straffen hätte können) und Held Your Tongue fällt bis auf seinen fast poppigen Chorus ebenfalls ein wenig ab.

Ansonsten ist das so souverän hohe Niveau jedoch ein überraschungsfreies Paradebeispiel für die hochklassige Routine von Cantrell: Let it Lie reklamiert beispielsweise sofort einen langfristigen Platz in den seltener gewordenen Livesets des 58 jährigen, die getragenere Sehnsucht von Afterglow gönnt der wertkonservativen, streng genommen wenig vielseitigen Platte dezente gotische Synth-Texturen.
Mit dem in balladesk-luftiger Groove-Trance fast hippiesk als folkloristische Semi-Acoustic-Ruhe schwelgenden Herzstück Echoes of Laughter mitsamt episch sinnierend umherstreifenden Tendenzen sowie mehr noch dem (zur Mitte hin etwas übermotiviert den Impuls zum Gaspedal gebenden) Closer It Comes gönnt Cantrell I Want Blood einem im besten Sinn unspektakulären Album dann auch noch zwei (Beinahe-)Klassiker der eigenen Diskografie, die mit Nachdruck unterstreichen, dass der Mann einfach unpackbar treffsicher noch weit vom Ruhestand entfernt ist.

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