Jean Dawson – „XCAPE“, PT. 1

von am 26. Juni 2023 in EP

Jean Dawson – „XCAPE“, PT. 1

„XCAPE“, PT. 1  ist der – als EP firmierende, jedoch nur zwei Songs umfassende – Auftakt einer konzeptionellen Trilogie, in der der 28 jährige Senkrechtstarter Jean Dawson in die anachronistische Rolle des fiktiven Phoenix schlüpft.

Zugegeben: bisher war der offenbar stetig wachsende, mutmaßlich von jüngeren (oder näher am Puls der Zeit positionierten) Hörern angefeuerte Hype um Dawson entlang dreier Studioalben und zahlreicher Singles als trendbewusstes und modernes Update von (u.a.) Indie-Pop und -Rock-Versatzstücken subjektiv nur bedingt nachvollziehbar – auf eklektische Weise reizvoll zwar, aber auf emotionaler Ebene nur bedingt abholend. Womöglich ein Generationenkonflikt?

Dass „XCAPE“, PT. 1 nun dennoch Aufmerksamkeit verlangt, hängt insofern wohl mit der konzeptionellen Hintergrundgeschichte und den referenzierten Einflüssen des Projekts zusammen, die Dawson über den von ihm dargestellten Charakter kundtut: „Phoenix is a boy on the fringe. He is described to write with the tenacity of Kurt Cobain and the subversive subjectivity of a David Bowie. Using himself as a mirror for whoever decides to look at him because he is a product of the world rather than a product of perceived individuality. He is a manifestation of misunderstanding unawareness. His ideas are flirtatious, asymmetric and brash outwardly contradicted by his own lack of personal identity. Phoenix is only as real as the listener listening.

An die beiden erwähnten Ikonen muss man zwar zu keinem Zeitpunkt von „XCAPE“, PT. 1 denken, doch schenkt Dawson sein Händchen für catchy Hooks und Melodien tatsächlich markant weiter hinein ins Post Punk Revival und gestaltet die Ästhetik seines Songwriting dazu passend weniger aufdringlich, geradezu minimalistisch aufgeräumt angelegt in einer unermüdlichen Repetition der Ohrwurm-Motive.

Youth+ joggt motiviert und bunt-gut gelaunt etwa eher dort, wo John Maus eine Animal Collective-Textur in einen asketischen Bloc Party-Song verwandeln hätte können wollen, schillernd ausgeschmückt mit sporadisch heulenden Synth-Gitarren und chorale Endorphinen in der  Aufbruchstimmung. Delusional World Champion gibt sich gar noch dringlicher, schmilzt seine Cloud Rap-Ideen im Hyper-Modus des Clubs nach vorne ziehend in ein kurzes Rap-Zwischenspiel, was mancherorts wohl als legendär eine hymnische Tendenz schaffende Stimmung interpretiert werden wird.
Selbst wenn man dezidiert nicht der Zielgruppe angehören zu scheint – oder zumindest die Begeisterung über diese beiden Songs nicht bedingungslos teilt -, kann man Dawson doch attestieren, dass er seinem Sound als Phoenix eine anziehe Kurskorrektur verabreicht.

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