Jaye Jayle – No Trail and Other Unholy Paths

von am 31. August 2018 in Album

Jaye Jayle – No Trail and Other Unholy Paths

Evan Patterson forciert auf No Trail and Other Unholy Paths die assoziative Nähe zu den Einflüssen seiner zum Organismus ausgewachsenen Band, schärft damit das Profil von Jaye Jayle und bringt ein im Spannungsfeld aus Neolfolk/Alt-Country und Goth-Americana brütende Songwriting prägender in Szene.

Wenn eine Band derart intensiv die Aufmerksamkeit auf sich zieht, wie Young Widows es im ausufernden Repertoire von Patterson tun, ist es durchaus verständlich, dass das Debüt einer neuen Plattform wie im Fall von [amazon_link id=“B01MRIMRVX“ target=“_blank“ ]House Cricks and Other Excuses to Get Out[/amazon_link] vor zwei Jahren ein bisschen übersehen werden konnte.
Mittlerweile hat sich die Sachlage mit der Aufmerksamkeit zumindest ein wenig verschoben geändert – auch wegen der gemeinsamen Split-EP [amazon_link id=“B01N6PVM04″ target=“_blank“ ]The Time Between Us[/amazon_link] mit Emma Ruth Rundle.
Dass es bei dieser Perspektive vorerst bleiben könnte, hat nun aber weniger damit zu tun, dass Gitarristin/Sängerin Rundle mittlerweile auf persönlicher Ebene im Leben von Patterson angekommen ist und zudem als gespenstischer, kongenialer Gast durch beinahe jeden Song von No Trail and Other Unholy Paths geistert, sondern damit, dass die schier erdrückende Dichte von No Trail and Other Unholy Paths sich im Windschatten prominenter Einflüsse dekliniert und dabei mehr noch als bisher einen eigenständigen Charakter für Jaye Jayle definiert.

Nach dem quasi titelspendenden, grandios ausholenden Doppel No Trail (das sich im ersten Teil über gegeneinander aufwiegelnde Klavierlinien, Sequencer-Loops und apokalyptische Synth-Drones installiert, bevor Jaye Jayle im zweiten Part zu einem karg stampfenden Schuld-und-Sühne-Blues im ausgemergelter Country in die Nacht marschieren) lässt David Lynch-Kumpel Dean Hurley mantraartige Rhythmen irgendwo zwischen weniger stoischen Swans und maschinellen OM die Kompositionen im Zaum halten. Patterson schwebt als Erzähler wie dunkler Geist über einem Lagerfeuer in der Finsternis, in dessen wärmenden Schein man Dämonen tanzen sieht. Eine geduldiges , minimalistisch-prägnantes Voodoo-Fieber entsteht, man erkennt die Narben, die Mark Lanegan und Duke Garwood, Nick Cave und David Eugene Edwards im Charakter der Band hinterlassen haben.
Die Gitarren und Texturen von Bassist Todd Cook, Schlagzeuger Neal Argabright, Tastenmann Corey Smith sowie den ausschmückenden Gästen Rundle, Drew Miller und Victoria Fisher glimmern in den Texturen der beklemmenden Atmosphäre, marschieren abgekämpft durch die imaginativen Ödnis eines Rache-Westerns, dessen mystische Seele ungemütlich düster brodelt, aber Katharsis in Aussicht stellt.

No Trail and Other Unholy Paths klingt dabei älter und wettergegärbter als es eigentlich ist, variiert als anachronistischer Geist seinen MO aber nur sparsam, stets in Zeitlupe. Ode to Betsy klopft polternd klackernd dahin, nicht unbeschwert, aber vergleichsweise locker – auch wenn der schabende Bass eher Noiserock-Territorium beackert. Ein bisschen also, als wären Arbouretum von der Trance-Tarantel gestochen worden. Accepting pflegt ein regelrecht elektronisch anmutendes Drum Pattern samt Klavierschleifen zur mechanischen Kraut-Hypnose, das später auch ein jazziges Saxofonen in seinen entschleunigten Bann ziehen wird. As Soon as Night poltert behutsam mit Tablas, eine archaische Spiritualität. Immer wieder schrauben sich Industrial Sounds hoch, forcieren ein beklemmendes Gefühl, schrammt am Kammerspiel-Shoegaze vorbei, bevor das trockene Cemetery Rain mit seinen spooky Keyboard- Anstrich sich über einen beinahe tanzbaren Groove artikuliert. Marry Us sucht mit aller Zeit der Welt Harmonie in der geteilten Einsamkeit eines Duetts und Low Again Street köchelt wie ein lauerndes Stammeritual mit Freejazz-Klammer köchelt, spartanisch immer nur auf genügsame Ausstattungen reduziert, bis ein sinister träumendes Flair entsteht, das seit dem Ende von Tu Fawning niemand sonst erzeugen konnte.
In diesem eklektischen Mikrokosmos ist es deswegen nur das Ausbleiben eines unbedingt aus dem homogenen Gesamten herausragenden Ausnahmesongs, sowie die von Patterson und seiner Gang noch nicht erreichte Fallhöhe der anvisierten Idole (obgleich die versammelten 44 Minuten beispielsweise With Animals überragen), die Jaye Jayles Zweitwerk den einen oder anderen relativen Makel verleihen. Dennoch attackiert No Trail and Other Unholy Paths die Hierarchie im Schaffen von Patterson auf wunderbar verwünschende Art und Weise: Stünden seine Projekte in Konkurrenz zueinander, würden Jaye Jayle mittlerweile nämlich durchaus reklamieren, die Sicht auf Young Widows zu verstellen.

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