Jaye Jayle – After Alter

von am 2. Februar 2025 in Album

Jaye Jayle – After Alter

After Alter ist zur einen Hälfte das fünfte Studioalbum von Jaye Jayle, zur anderen eine Fleißaufgaben zusammenfassende Song-Compilation. Und zusammen ein erstaunlich rundes Ganzes.

Für loyale Anhänger von Evan Patterson (Vocal, Guitar, Synthesizer) und seiner Truppe um Todd Cook (Bass), Neal Argabright (Drums) und Corey Smith (Synthesizer, Percussion, Guitar, Vocal) wird aufgrund allerdings vor allem die erste Phase dieser „collection of musical memories and emotional fragments, all drawn together from previous recording sessions and previous lives in order to chart a cathartic creative course into new, unknown territories“ interessant sein – die zweite kennt man zu einem Gutteil schließlich bereits, wurden ihre einzelnen Bestandteile doch beispielsweise über Bandcamp bereits separat veröffentlicht.

Dies gilt allerdings nicht für die ersten vier Nummern von After Alter, die 2020 von Nick Roeder aufgenommen und von Ben Chisholm vervollständigt wurden, dazu Gastvocals von Victoria Fisher sowie externe Schlagzeugbeiträge von Chris Maggio in den Credits ausweisen. Darauf schließt Jaye Jayle endgültig den Kreis des Darkwave-Ausreißers Prisyn (2020) zurück zum bluesaffinen Gothic Country von Don’t Let Your Love Life Get You Down (2023), irgendwo zwischen schamanistischem Dax Riggs und Duke Garwood – oder a la „Leonard Cohen fronting Spiritualized“, wie Patterson es selbst verortet.
Father Fiction poltert als Einleitung jedenfalls in düsteren Schüben los, schleicht dann aber abgedämpft mit zischenden E-Drums und installiert als Opener eine Portion Vaudeville-Theatralik samt Backing-Chor in Form einer ausgemergelt taumelnden Jahrmarkt-Sensation. Die darauf folgende Stafette aus Doctor Green, Fear is Here und A Blackout mutiert wie aus einem Guss, schlapft repetitiv im Staub mechanisch wiederholter Gitarrenfiguren, urwüchsig und flehend, bis die Amplituden aus kräftigen, Industrial-infizierten Riffs mit Wucht in eine irritierend behutsam sinistre Einkehr führen.

Schwächer – und genau genommen auch nicht weniger homogen – wird After Alter danach jedoch keineswegs. Nur eben ein Sammelsurium-Wandern zwischen bekannten Monumenten.
Bloody Me ist eine (trotz Gast-Synth von Johnny Blood Pheasant) stark reduzierte Doom-Ballade, deren Entstehung vor das erste Jaye Jayle-Album datiert, und die später noch zusätzlich als LoFi-Solo-Version („recorded 2016 straight to 6″ phonograph disc in the Nashville, TN Third Man Records‘ Voice-O-Graph machine. I saw Bob Dylan that same night.“) den ungeschliffenen Appendix-Rahmen um die zweite Hälfte der Platte schlagen wird.
Dazwischen fügen sich das ausführliche elektronische Ambient-Stück Small Dark Voices („made on an iPhone in 2019“) sowie das superbe Beatles-Cover Help! („Guest drums by Britt Walford“) aneinander, fächern das Spektrum auf und vertiefen doch vor allem die Atmosphäre. Dass nicht alle Standalone-Singles und – Projekte der vergangenen Jahre hier Platz gefunden haben, ist freilich schade, wenn überhaupt aber dankenswerterweise dem in sich geschlossenen Album-Feeling geschuldet.

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