Jarvis Cocker – Music from ‚Likely Stories‘
Seit seinem zweiten Soloalbum [amazon_link id=“B0024Y65TU“ target=“_blank“ ]Further Complications[/amazon_link] von 2009 war es abseits einiger vereinzelter Arbeiten relativ ruhig um den einstigen Pulp-Frontmann Cocker geworden. Bedeutend lauter wird es auch auf seiner neuen Music from ‚Likely Stories‘-EP nicht, wenngleich es dafür umso schöner ist, wieder vom Elder Statesman des Britpop zu hören.
Auf Music from ‚Likely Stories‘ liefert Jarvis Cocker dem Titel entsprechend vier Stücke, die den Soundtrack zur UK SkyArts Serie Likely Stories darstellen – basierend auf den Kurzgeschichten von Fantasy-Papst Neil Gaiman, gedreht von Iain Forsyth und Jane Pollard, die mit der Nick Cave Dokumentation 20.000 Days on Earth bleibenden Eindruck hinterlassen haben. Eine Kombination also, die bereits auf dem Papier Sinn ergibt. Und nun in Form der versammelten, gar zu knapp bemessenen 15 Minuten Musik auch in betörend andersweltartigen Elegien aufgehen, die sowohl als atmosphärische Stimmungsbarometer eine elegante Grandezza ausstrahlen, wie auch als um ein allgegenwärtiges Grundthema (Marke: BBC-Mystery mit leichter Anlehnung an den Sherlock-Score) kreisende Songs per se in all ihrer verträumten Aura ganz wunderbar funktionieren.
Das eröffnende Theme from ‚Likely Stories‘ setzt als gemächlich fließende Nummer mit sparsam eingesetzten Instrumenten über zurückgenommenen Loops und kaum zu fassenden Synthielandschaften (aus der Hand von Portishead-Mann und Joe Volk-Buddy Adrian Utley) die Grundausrichtung der EP: Surreal, elegant, psychedelisch und verwunschen ist das. Und spätestens wenn weibliche Backingvocals sich behaglich zu Cocker’s bedächtig rezitierender creepy/sexy Märchenonkelstimme in ihrem warmen, sanften Timbre schmiegen, auch ungefähr dort verankert, wo der sprechsingende Leonard Cohen den melancholischen Klangkonstruktionen von A Whisper in the Noise vorstehen würde.
In nur 93 Sekunden verändert Foraging die mediativen Zutaten mit gedoppelter Stimme über Flötenspiel endgültig zu foliker Unaufgeregtheit. Am Ende kriecht pianolastiger Suspence flüsternd in den Song, bevor Looking for the Girl das Thema der Serie mit friedfertig-mystischer Manier aus der Harfe perlen lässt: Die Musik ist butterweich tröpfelnd, eine wattierte Schönheit, die aus anderen Zeiten und Welten zu stammen scheint. Cocker ist der ideale Mann für den Soundtrack-Job, zieht als zart artikulierender Chronist mit rätselhaften Texten immer tiefer in seinen Bann , am Ende singt er gar beinahe – das Highlight der EP.
Dass man sich irgendwann dennoch an der immer gleichen Melodie satt gehört hat, fällt jedoch erst bei Poor Babes in the Woods (ein Glockenspiel glimmert vor Ambientschleifen, Cocker erzählt die verstörende Geschichte dreier in den Wäldern verschwindender Kinder mit subtil unter die Haut gehender Intensität) auf, ändert jedoch auch nichts an der unwirklichen Anziehungskraft dieser vielversprechenden Exkursion. Oder wie Cocker es adäquat zusammenfasst: „Four grubby tales set in all night cafes, low rent drinking dens and doctor’s surgeries. I didn’t have to leave my comfort zone for this assignment.“ Stattdessen zieht er den Hörer umso fesselnder in genau diese nebulöse, faszinierende Komfortzone.
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