Japanese Breakfast – For Melancholy Brunettes (& Sad Women)

von am 8. April 2025 in Album

Japanese Breakfast – For Melancholy Brunettes (& Sad Women)

Als Nachfolger ihres optimistischen Pop-Feuerwerks Jubilee von 2021 hat Michelle Zauner mit For Melancholy Brunettes (& Sad Women) ein Album aufgenommen, das in seiner Unscheinbarkeit erst unterwältigend anmutet – sich letztlich aber (gar nicht so überraschend, natürlich) als Grower erweist.

Der (sofern man Sable nicht mitzählt) fünfte Langspieler von Japanese Breakfast vollzieht diese Wandlung, dieses Wachstum, heimlich, still und leise. Also ganz so, wie es ohnedies die Art einer unaufdringlichen Platte ist, die sich gar nicht unbedingt verschlossen, aber doch deutlich introvertierter, subtiler und dezenter gibt, als ihre direkte Vorgängerin von 2021.
Zusammen mit Allstar-Produzent Blake Mills und einer ganzen Stafette an hochkarätigen Musikern geht (die hier erstmals in einem professionellen Studio aufnehmende, und dadurch vielleicht ein bisschen an offenkundiger Magie einbüßende) Zauner (nicht erst im von Streichern begleiteten, essentiell zum intimen Kern der Platte vordringenden Closer Magic Mountain) einen Schritt zurück, setzt weitestgehend auf ihre Stimme und eine Acoustic Gitarre als Basis der weniger optimistischen, leicht dunkleren und folkigen Songs im meist getragenen Tempo, um diese dann mit zauberhaften Arrangements einzukleiden. Durch behutsame, schwer zu fassende Nummern wie dem angenehm ätherisch plätschernde Doppel aus Little Girl und Leda wirkt For Melancholy Brunettes (& Sad Women) so beinahe wie eine auf konkretes Songwriting setzende, aber geistige Schwester von Luminescent Creature.

Weswegen Honey Water auch kontrastiert aus dem restlichen Fluss fällt, indem es mit zu kraftvoll inszenierter Rhythmussektion ein Band-Feeling samt Indie Rock-Sanftmut an der Grenze zur verschlafener Lethargie erzeugt, dabei aber in dösender Nebensächlichkeit nicht aus sich herausgehend zu schaumgebremst bleibt (und dadurch auch das folgende, entspannt im Groove zurückgelehnt schunkelnde Mega Circuit ohne Ausbruch oder Entwicklung zu gleichförmig als zu verkrampft eingefügter Fremdkörper im Gefüge wirken lässt).
Dass Zauner später von Streichern umgarnt gar liebenswert schwelgend durch den wundervollen Winter in LA stapft, und die Anlauf nehmenden Drums am Ende kurzerhand wieder verhallen lässt, ist ein weiteres jener ambivalenten Details, mit denen man sich als Hörer anfreunden muss.

Abseits davon entpuppt sich das seinen Titel von John Cheever adaptierende For Melancholy Brunettes (& Sad Women) aber eben als rundes Ganzes, das nach seinem behutsamen Einstieg mit Here is Someone – als Einladung in diese zauberhafte, unverbindliche kleine Welt, in der die Traurigkeit eine süße Wohlfühloase ohne Bitterkeit ist – die Erwartungshaltung geschmeidig und befriedigend untertaucht. Man merkt dies nur nicht sofort, weil etwa Orlando in Love die Aufbruchstimmung seiner großen Geste in aller Ruhe im assoziativen Paprika-Nachhall der Streicher zeichnet, oder das ebenso smooth wie versöhnlich zur Americana-Tanzfläche ziehende Picture Window insgeheim ein solcher Hit ist, mit dem man vorab rechnete.
Stattdessen gibt es beispielsweise mit der balladesk sinnierenden Country-Annäherung Men in Bars mit Jeff Bridges klimpernd eine natürliche Evolution aus der freigelegten Verletzlichkeit heraus zu hören, die ganz ohne Spektakel Herzen gewinnt: So angenehm, anschmiegsam und schön For Melancholy Brunettes (& Sad Women) mit seiner hintergründigen Wärme zu hören ist, vergisst man beinahe, dass Zauner es sich in diesen Momenten gar nicht derart bequem macht, wie es scheint.

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