Japandroids – Massey Fucking Hall
Es könnte nach über drei Jahren Wartezeit wohl bald schon ernst werden mit dem vierten Studioalbum des kanadischen Duos – das suggeriert zumindest der auf Betriebstemperatur vorbereitende Release von Massey Fucking Hall, der ersten Live-Platte der Japandroids.
Dass sich auf der Trackliste des Mitschnittes gleich viele Nummern befinden, wie Ende Oktober 2017 in Toronto auf der Setliste des Auftritts von Brian King und David Prowse am Programm standen, liegt daran, dass Massey Fucking Hall trickst und einige Songs kurzerhand nominelle Intros spendiert bekommen haben – tatsächlich fehlen True Love and a Free Life of Free Will, Wet Hair, Midnight to Morning sowie das The Tragically Hip-Cover Nautical Disaster aber nun.
Das sorgt dafür, dass plötzlich Celebration Rock von 2012 die (wenn auch nur mit einem Song Vorzug) am stärksten gespielte Platte der Show ist und das seinerzeit betourte Near to the Wild Heart of Life diesbezüglich auf eine Stufe mit Post-Nothing zurücktritt, sich die drei Studiowerke hinsichtlich der Frequenzdichte also weitestgehend die Waage halten.
Eine gute Entscheidung, wenn man bedenkt, dass das 2017er Album zwar durchaus die schätzenswerten Ambitionen zeigte, um die Trademarks der Kanadier aufzufächern, dabei aber gerade mit ein wenig Abstand nicht die gewohnte Qualität im Songwriting parat hielt.
Einzig Near to the Wild Heart of Life Vorwürfe zu machen, wäre aber ungerecht. Immerhin tun sich auf Massey Fucking Hall auch jenseits von Stücken wie Arc of Bar immer wieder Phasen auf, in denen die Spannungskurve abflacht, weil natürlich ganz generell: Die Energie und leidenschaftliche Hingabe der superben Liveband Japandroids kann einfach nicht adäquat konserviert werden und wirkt hier auch deswegen schaumgebremst, da der Gesang im Mix doch so klar über der viel zu wenig angriffslustig inszenierten, bisweilen nur scharfkantig mitschrammelnden Gitarre liegen. So bissig und dringlich wie möglich oder nötig ist Massey Fucking Hall insofern also nicht gelungen, funktioniert aber auch dann mit ordentlichem Unterhaltungswert, wenn sich sogar einzelne ältere Stücke wie Fire‘s Highway plötzlich zu repetitiv zu ziehen beginnt oder Hearts Sweat keinen fiesen Druck destilliert.
Wenn selbst ausgewiesene Hits der Band a la The House That Heaven Built jedoch nicht die erwartete Euphorie freisetzen, muß man sich freilich vielleicht eben doch auch einfach fragen, ob nicht vor allem der eigene Enthusiasmus bezüglich der Japandroids in der Pause der Band merklich nachgelassen hat. Notfalls wird Album Nummer Vier sich eingängiger mit dieser These auseinandersetzen.
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