Japandroids – Celebration Rock

von am 28. Mai 2012 in Album, Heavy Rotation

Japandroids – Celebration Rock

Celebration Rock‚ hätte auch ‚Post-Nothing 2.0‚ heißen können und letztlich doch nicht passender benannt werden können, bringt doch schon der Titel so prägnant auf den Punkt worum es hier geht:  Japandroids feiern auch auf ihrem zweiten Album ausgeladen die Freuden der Jugend in Form schnörkellos arschtretender Rocksong.

Viel anders als vor drei Jahren und auf den Singles dazwischen machen Brian King (Gitarre) und David Prowse (Schlagzeug) auf ‚Celebration Rock‚ tatsächlich nicht. Immer noch heißt das Geheimnis sechs Saiten und ein losgelöstes Schlagwerk, genug Melodien mit Hymnenambitionen sowie Adrenalin und Ambition für zehn Bands, dazu jugendlicher Übermut, der sich von den geschickt um jegliche Eintönigkeit herumarrangierten Songs zu keiner Sekunde in die Schranken weisen lässt und reichlich Noise sowie Distortion im Sound, um trotz aller Freundlichkeit immer irgendwie angepisst zu klingen. Die wieder so naiv euphorische Texte bleiben wie geschaffen für kurzweilige Abenteuer in der Sonne und um selbsternannten Intellektuellen die Augenbraue hochnellen zu lassen. Wieder ergibt das in Summe acht Songs in abermals nahezu exakt 35 Minuten, die keinerlei überschüssigen Bombast dulden. Verstärker an, eingezählt wird und los geht’s. ‚Celebration Rock‚ ist die zu erwartende, die zu erhoffende kompromisslose Fortsetzung des umjubelnden Debütalbums ‚Post-Nothing‚ geworden. Nur im Detail noch enger geschnallt, von vorne bis hinten noch knackiger gespannt, dabei aber größer, lauter und nachdrücklicher – eben den Tick besser als der Vorgänger.

Das haben die beiden letztlich auf dem Album gelandeten überragenden Singles ‚Younger Us‚ und vor allem ‚The House That Heaven Built‚  bereits ahnen lassen, dafür sorgen diese zwei unverschämt eingängige Rockhymnen quasi schon im Alleingang, bereiten ein Fest für für verschwitzte kleine Kellerlöcher und rappelvolle Clubs, dass sich allerdings auch dem Stadion nicht verwehren würden. ‚Celebration Rock‚ denkt eben in dezent größeren Maßstäben als ‚Post-Nothing‚, sagt nicht Nein zu ausladenderen Arrangements mit gleichen Mitteln, selbst gemachten Chören. Freilich alles, ohne deswegen gleich übermütig werden zu wollen. Wer mitgröhlen möchte, kann und muß das nun eben einfach noch öfter tun, allein die im Hintergrund alles mitreißenden „Ohohoho„-Züge sind da mehr Aufforderung denn Vorschlag. Das ist Musik, um sich jung zu fühlen, um sich zu betrinken und zu feiern, die Kanadier wollen es so. Zumal Japandroids vor allem sich selbst noch weniger Zeit für Verschnaufpausen gönnen. Mag ‚The Nigts of Wine and Roses‚ auch nicht unvermittelt volle Fahrt aufnehmen und ‚Continuous Thunder‚ den gemächlicheren Midtempogang Richtung Nachdenklichkeit für sich entdecken ist dazwischen die Endorphinhölle ausgebrochen.

So beginnt und endet ‚Celebration Rock‚ mit einem Feuerwerk, das wahre Spektakel findet jedoch dazwischen statt: ‚Fire’s Highway‚ brettert enthusiastisch und entscheidet sich erst spät für die Überholspur, während ‚Evil’s Sway‚ mit atemlosen Uff-Ta-Beat nie den Fuß vom Gaspedal nimmt, von vornherein gen Sonnenuntergang rollt. Die beiden Kanadier schmeißen mit den Riffs und Hooks wie im Wahn um sich, keine Sekunde wird verschwendet, hier brennt der Übermut noch unter den Fingenägeln. Wie eilig es Japandroids dabei haben, unterstreichen sie unvermittelt mit dem The Gun Club Cover ‚For The Love Of Ivy‚, welches sich entscheidet, nicht von Ausbruch zu Ausbruch hangeln, sondern permanent die Muskeln zucken zu lassen und dem „Original“ damit nicht so weit hinterherhinkt, wie man das erwarten sollte – aber dennoch die verzichtbarsten vier Minuten der Platte markiert. So geschickt Japandroids ihrer Liebe zur Interpretation von Fremdkompositionen auch immer wieder fröhnen, besser sind sie eben doch, wenn sie ihr eigenes Ding durchziehen, den Verstand ausschalten, die Lautstärke aufdrehen und einfach losrocken, einen energisch drängelnden Ohrwurm nach dem anderen raushauen. Man muß sich hierüber nicht den Kopf zerbrechen, ohne ihn gleich vollends ausschalten zu müssen. Wer sich deswegen darüber beklagen möchte, dass ‚Celebration Rock‚ bloß mehr vom Selben ist, hat die Hälfte nicht verstanden: Die pure Freude an krachiger Rockmusik muß man ersteinmal hemmungsloser, gekonnter und – in seinen besten Momenten gar – makelloser auf den Punkt bringen.  Oder wie Japandroids es so richtig beschwören: „If they try to slow you down / Tell ‚em all to go to hell!“

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