Jane’s Addiction – True Love
Nach dem neuerlichen Hiatus und separaten Statements von der Band und Perry Farrell ist mit True Love heimlich still und leise eine zweite Single für das angedachte Comeback-Album von Jane’s Addiction erschienen.
Dass die Veröffentlichung der Nummer schon vorab geplant war und sich im Überschlagen der Ereignisse wohl nicht mehr verhindern lassen wollte, ist einerseits schon verständlich (warum auch revidieren, was keinen Unterschied für den Stand der Dinge machen würde?) und andererseits natürlich auch einfach ziemlich schlechtes Timing. Zumal sie vielleicht alleine schon für die Ticketbesitzer der nun abgesagten Tour-Termine auch irgendwo einfach nur ein bisschen zynisch wirkt?
„When I first felt true love, I was very young/ I tried to describe it to my friends“ singt Perry Farrell dagegen allerdings so beseelt wehmütig, softer und mit einer rauen, gar vorsichtigen Fragilität in der kontemplativ fließenden Nummer, während die Percussion weich poltert und die Gitarren ätherisch perlen. True Love ist nostalgisch, meditativ und spirituell ausgelegt, näher beim psychedelischen Folk als beim Alternative Rock. Schlicht und einfach: schön.
Die Gitarre hebt zur Mitte nur kurz zum Solo ab, bleibt aber zurückhaltend, das Crescendo am Ende gibt sich demütig verhalten. Alles dient der Stimmung.
In einen Album Kontext gebettet hätte dieser (ja bereits seit der Klinghoffer-Phase 2022 bekannte, nun aber vom Original-Line-Up aufgenommene) Ruhepol aus der Feder von Avery wohl noch erhabener zum Tragen kommen können – und im Umkehrschluss auch abgrenzendes Material vertieft. Nachzuhören in der Gegenüberstellung mit Imminent Redemption.
So oder so lässt die entspannte, mysteriöse Nummer jedoch vage jene Magie erahnen, zu der diese dysfunktionale Band in ihren besten Tagen fähig war. Einen versöhnlicheren Schwanengesang als True Love hätte man sich insofern kaum von (wiewohl mit allem Drumherum: nicht für!) Jane‘s Addiction wünschen können.
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