Jamey Johnson – 21 Guns
Über eineinhalb Jahrzehnte nach dem vorerst letzten richtigen Soloalbum von Jamey Johnson kommt langsam – aber mit 21 Guns wohl auch endgültig – wieder Bewegung in eine faszinierende Country-Karriere der 00er-Jahre.
Vor allem That Lonesome Song von 2008 lässt sich schließlich nicht nur darauf reduzieren, dass es eine der Initialzündungen für die überragende Produzenten-Karriere von Brent Cobb war: das Zweitwerk von Johnson sollte als Glanzstück der jüngeren Country-Geschichtsschreibung zum Pflichtprogramm für Genre-Fans zählen.
Dass sich der bärtige Mann aus Montgomery danach von inneren Dämonen verfolgt und einigen Süchten gepeinigt immer mehr in die zweite Reihe zurückzuziehen begann, wo er Kollegen einige Hits auf den Leib schrieb, verstärkte die mythische Wirkung des heute 48 jährigen aber eigentlich ja nur noch.
Nun, eine Dekade nach der kurzen saisonalen EP The Christmas Song, wurde die Hoffnung, in absehbarer Zukunft wieder mehr von Johnson in der Hauptrolle zu hören bereits offiziell bestätigt. Ob 21 Guns nun jedoch ein Vorbote für dieses angekündigte Comeback ist, oder für sich alleine stehen soll, muss sich zwar erst zeigen, spielt aber durchaus eine Rolle: denn wo die Single musikalisch als melancholisch sinnierendes Wehklagen grandios nuanciert und inszeniert ansatzlos zu überzeugen weiß, bietet die inhaltliche Seite der Nummer subjektiv (und eventuell ja ganz generell außerhalb Amerikas) nur bedingt die anvisierte emotionale Auftrittsfläche, weil sich der Chorus im gefühlvoll aufbereiteten Szenenbild mit aufdringlichem Pathos zu erschöpfen droht.
„I wrote 21 Guns because I have gone to too many funerals of Marines I served with that were just too young. Seeing their parents who seem much too young to have a child die in that way and wondering what must be going through their minds. This song is the answer to that question“ erklärt Johnson durchaus authentisch, lehnt sich dann im Refrain mit den Zeilen „I don’t need no one to tell me you’re a hеro/ Hell, I’ve known that evеr since you were young/ And there ain’t words to say how proud we all are of you, son/ Nothing says „job well done“ like twenty-one guns“ allerdings plakativer und plumper in eine Richtung, die auf all seinen bisherigen Platten besser, weil etwas subtiler ausbalanciert war. Was Hinterbliebenen, Veteranen oder Memorial Day-Feiernden eventuell die Tränen der Ergriffenheit in die Augen treiben kann, an dieser Stelle aber (bei allem Wohlwollen) als Ohrwurm mit latent schmalzigem Beigeschmack ambivalent entlässt.
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