Jack White – Entering Heaven Alive
Mit Entering Heaven Alive, nach Fear of the Dawn seinem zweiten Studioalbum in diesem Kalenderjahr, setzt Jack White den Fokus endlich wieder auf einfach gute, weitestgehend balladesk angelegte Songs.
Auf Songs, die auf den ersten Blick an sich nicht spannend oder aufregend sind – aber schön und angenehm zu hören. Und auf den zweiten weitaus weniger schlicht, als sie vordergründig scheinen.
Auf Songs, die sich ihrer Folk-Seele bewusst sind und feine Melodien in eine unprätentiöse Inszenierung kleiden, wo die generelle Subtilität der Authentizität und gefühlvollen Emotionalität gut tut, und trotzdem eine variable Vielseitigkeit an den Tag legt, die nur diesmal eben auf einer Linie damit liegen, den Kompositionen zu dienen, anstatt der prätentiösen Exzentrik.
Im zurückgelehnten Geklimper von A Tip From You to Me begleiten einige Session-Musiker und Freunde (hier und später etwa: Olivia Jean, Patrick Walker, Matk Watrous, Dean Fertita, Pokey LaFarge oder Jack Lawrence) den Acoustic Rocker, gefühlvoll und unaufgeregt, wo das Gitarren-Geplänkel All Along the Way erst lange nur zurückhaltende Begleitung ist, spät den sorgsamen orgelnden, latent funky Stackser anschaltet, dabei aber exemplarisch keine Detonation provoziert, sondern den Ausbruch erstreichelt.
Help Me Along schreitet um bescheiden bleibende Streicher am E-Piano in kammermusikalischer Niedlichkeit, bleibt liebenswürdig und unverbindlich, schunkelt verträumt bimmelnd dahin und hat eine solch schlichte Niedlichkeit in seiner Kinks’esken Melodieseligkeit, wie man das White gerade nach den letzten Jahren nicht mehr zugetraut hätte. Die schüchtern gezupfte Miniatur Love is Selfish setzt seine Snare und den Bass so reduziert wie möglich ein, das bluesig abgedämpfte I’ve Got You Surrounded (With My Love) klatscht verschmitzt in die verhalten elektrifizierte Lounge: unspektakulär, aber so reizvoll groovend!
Und in seiner homogenen Einigkeit bekommt der Sound auch stets neue Facetten. Im Vaudeville-Schreiten Queen of the Bees schraffiert White den Sound mit einem Xylophon, für das anmutige A Tree on Fire from Within stellt er den Bass und das Piano in getragener Anmut in die Auslage und das folkloristische If I Die Tomorrow begleitet flötierend. Das gemütlich wogende Please God, Don’t Tell Anyone schwoft zwischen smoothem Fernsehgarten und Saloon driftend, das verträumte A Madman from Manhattan groovt jazzig im Chill Out-Club, bevor Taking Me Back (Gently) als fiedelnder Bluegrass den Western-Screwball nonchalant zum unbeschwerten Jam klimpert.
All dies passiert mit einer geradezu spontan wirkenden Leichtigkeit, die nichts mehr mit der verkrampft auf die Weirdo-Schiene gelenkten Vorgängern zu tun hat. Der radikal-spleenige Hang zum schrillen Pomp und angestrengten Experiment wird zugunsten einer Unbeschwertheit zurückgelassen, wo sich klassische White-Melodien sich an die Gewissheit schmiegen, niemandem mehr etwas beweisen zu müssen. Womöglich wird Entering Heaven Alive mit etwas Abstand deswegen öfter laufen, als die meisten sonstigen Scheiben des Mannes aus Detroit, und zur Aufrundung zwischen den Punkten fehlt eigentlich nur der eine herausragende Übersong, der das Gesamtwerk geadelt hätte. Auch so fühlen sich die 40 Minuten hier dennoch ein wenig so an, als würde man (und auch White selbst) nach Hause kommen.
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