Isobel Campbell – There Is No Other…

by on 2. Februar 2020 in Album

Isobel Campbell – There Is No Other…

Bei aller Liebe, aber: Man hat nicht auf There Is No Other… und damit das erste Soloalbum von Isobel Campbell seit 14 Jahren gewartet, um dann gleich in der Eingangsphase seine Zeit mit einer derart bocköden, uninspirierten Synthpop-Aufarbeitung von Runnin‘ Down a Dream zu verschwenden.

Gut also, dass es sich der süßliche Indiefolk der bald 55 Jährigen Kalifornierin die restlichen 12 Songs von There Is No Other… ansonsten schon auch essentieller in seiner verführerischen Wohlfühlzone aus einlullend-ätherischen Akustikgitarren, betörenden sanften Synthies und anmutigen Arrangement-Zärtlichkeiten bequem macht: Das eindimensional aus dem Drumcomputer geleierte Tom Petty-Cover bleibt der einzige gravierende Fehltritt – selbst das stilistisch ähnlich verortete Ant Life bekommt die Sache mit seinen konkreter inszenierten Tronic-Konturen reizvoller hin.
Obwohl man sich ganz allgemein erst einmal daran gewöhnen muß, dass Campbell diesmal (und eigentlich mittlerweile auch schon wieder seit einem Jahrzehnt) ohne Mark Lanegan als perfekt harmonierenden Konterpart auskommen muß, der der stimmlichen Gleichförmigkeit der ehemaligen Belle and Sebastian-Sängerin in ihrer gehauchten Körperlosigkeit ja durchaus eine spannendere Balance gab – und mehr als alles andere Reibungspunkte, die There Is No Other… dann doch nahezu zur Gänze fehlen.

Es gelingt There Is No Other… in einem unaufregenden Fluß zumindest fein nuancierte Facetten zu setzen, die bei der Stange halten, ohne gänzlich auf den gefälligen Durchzug schalten zu lassen.
In das bezaubernd gezupfte Vultures schleichen sich etwa märchenhafte Backingstimmen, sanfte Besen und sorgsam arrangierte Streicher, während das kammermusikalisch bimmelnde Rainbow seinen entspannten Yacht-Modus an Jens Lekman anlehnt und Hey World an Devendra Banhart erinnert.
The National Bird of India gönnt sich eine psychedelische Färbung und das beschwingte Just for Today vor allem Ruhe – wie viele der minimalistisch auf überschaubaren Motiven und Melodien fußenden Nummern hier, die vor allem von der pastoralen Ästhetik und subtilen Ausschmückungen leben.

Und ja, wirklich schön sind zeitlose Songs wie das vor nächtlichem Zirpen auftretende, so wärmend träumende City of Angels, das beinahe verblassenden Intermezzo See Your Face Again, der Slowcore von Boulevard und Below Zero oder die bedächtige Intimität des glimmernden Counting Fireflies natürlich absolut. Aber eben auch stets ein bisschen zu vergänglich, abseits der Lieblichkeit zu wenig Eindruck hinterlassend, ohne die richtige Stimmung sogar latent langweilig und meist auch ohne erfüllende Substanz begleitend. There Is No Other… plätschert gerade in Summe mit einer zeitlosen Ausstrahlung zu beliebig einher.
Das gemütlich aufzeigende The Heart of it All fasst diese Problematik soulig schunkelnd eigentlich ganz gut und sogar übersteigert zusammen, wenn die Nummer einfach viel zu lange dauert und gerade mit ihrer an sich aufrüttelnd gemeinten Botschaft dann doch einfach lasch, träge und zwanglos auftritt. Vieles hier scheint einfach zu flüchtig und harmlos, um abseits der einnehmenden Atmosphäre des Hintergrundes in Besitz zu nehmen, Aufmerksamkeit und Auseinandersetzung einzufordern. Zumal sich Campbell von den versammelten Gastmusikern hier geradezu aus dem Spektrum drängen lässt und im Grunde das am wenigsten essentielle Element der Nummer wird.
Weswegen die Veröffentlichungsgeschichte der Platte rund um ein Pleite gegangenes Label und langwierige Prozesse um die Rechte am bereits entstandenen Material auch spannender sind, als viele der versammelten 44 Minuten.

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