Isis – Temporal
von Oliver am 4. November 2012 in Compilation
Rechtzeitig zum traurigen Ende von Hydrahead Records räumt Aaron Turner auch den Nachlass seines verblichenen Post-Metal-Schlachtschiffs auf. Trauernde Isis-Fans freuen sich deswegen über Remixe, Demos, rares Material und Unveröffentlichtes. Alle anderen haben offenbar Nachholbedarf.
Gut, das abschließende ‚Wavering Radiant‚ entstand 2009 bereits über dem Zenit, fasste aber die vier vorangegangenen Studioalben – respektive Meisterwerke! – ‚Celestial‚ (2000), ‚Oceanic‚ (2002), ‚Panopticon‚ (2004) und ‚In the Absence of Truth‚ (2006) absolut stimmig zusammen; da mochten all die Jahre über noch so viele Puristen Unsinn von wegen „Neurosis-Rippoff“ krakelen. DEnn von den Sludge-Anfängen ihres ausgedehnten Post-Metal bis hin zu den klar melodischeren, postrockigen Ausläufern haben Isis doch einen nahezu makellosen Lauf hingelegt der seinesgleichen sucht. Alleine insofern ist das Wiedersehen mit Demoversionen und alternativen Mixes von zahlreichen nach 2002 entstandenen Songs (u.a.: ‚Threshold of Transformation‚ oder ‚Wills Dissolve‚) eine wunderbare Sache, auch, wenn sich diese vordergründig durch den Grad der Ausproduziertheit und kleiner Facetten wie leicht variierten Gitarrenlinien von den Originalen.
Richtig interessant wird es hingegen am Ende des ersten Tonträgers, wenn Isis die knapp 17 minütige Demo-Version von ‚Grey Divide‚ auspacken, einem majestätischen Monolithen, so tonnenschwer und federleicht wie wunderschön. Ebenso schön: dass man, um an das bestialische Godflesh-Cover ‚Streetcleaner‚ sowie die Black Sabbath-Interpretation ‚Hand of Doom‚ ranzukommen nicht mehr horrende Summen in die ‚Sawblade‚-EP pumpen muss. Mit ‚Temporal‚ (einem knapp zweiminütigem, rein instrumental gehaltenen, eigentlich unspektakulären Atmosphären-Stück) sowie der eine vollkommen neue, spartanische Perspektive auf den Song bietenden Acoustic Version von ‚20 Minutes / 40 Years‚ sind zudem zwei weitere unveröffentlichte und absolut willkommene Stücke aus dem Fundus der Verblichenen geborgen worden.
Das mit dem souveränen ‚Way Through Woven Branches‚ (wahlweise bereits bekannt von der japanischen Version von ‚Wavering Radiant‚) sowie dem dramatischen ‚Pliable Foe‚ (inzwischen ist offenbar kein „The“ mehr im Titel?) zwei Songs von der finalen Splitsingle mit den Melvins beigepackt wurden ist dann ein netter Zug seitens der Verantwortlichen, ebenso, wie die wenig nötigen aber grundsätzlich gelungenen Versionen von ‚Not in Rivers, But in Drops‘ (Melvins/Lustmord Remix)‚ und ‚Holy Tears (Thomas Dimuzio Remix)‚ hier zu finden, die ja bereits zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung 2008 wenig Sinn ergaben, nun aber den Eindruck einer großzügigen Zugabe mit sich tragen.
Wie auch die auf einer separaten Bonus DVD versammelten Musikvideos zu ‚In Fiction‚, ‚Holy Tears‚, ‚Not In Rivers, But in Drops‚, ‚20 Minutes/40 Years‚ sowie vor allem dem bisher unter Verschluss gehaltenen ‚Pliable Foe‚. Womit ‚Temporal‚ schon insofern das größtmögliche Kompliment verdient, als dass niemals der Eindruck von billiger Leichenfledderei, schneller Geldmache oder sonstiger lieblos zusammengeschusteter Pansche aufkommt, sondern eher ein interessantes Paket für die einzig wirkliche Zielgruppe – Isis-Hardcore-Fans – geschnürt würde. Wer sich noch nicht dazu zählt, beginnt natürlich bei den regulären Studioalben. Und arbeitet sich dann über den aus zahlreichen EP’s, Albumerweiterungen und nach wie vor erscheinenden Live-Alben bestehenden Backkatalog hierzu durch.
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