Iron & Wine – Who Can See Forever Soundtrack
Dass Sam Beam seit geraumer Zeit offenbar keine Lust mehr auf neues Iron & Wine-Material hat, sondern sich primär der Archiv-Sichtung sowie der Veröffentlichung von Live-Aufnahmen widmet, kann man ihm anhand des Who Can See Forever Soundtracks ziemlich leicht verzeihen.
„Iron & Wine’s Who Can See Forever is an accompanying live record to the film of the same name. Captured at Haw River Ballroom in Saxapahaw, North Carolina, the soundtrack features nineteen songs from the twenty plus year career of singer-songwriter Sam Beam. (…) The film – initially intended as a live concert film – evolved into a visual portrait capturing Beam during a creative outburst that earned him four Grammy nominations in four years. Like his music, the film touches on universally personal themes as Beam juggles being an artist, husband and father. Taken as one, the soundtrack and film are a fascinating first-time glimpse behind-the-scenes of Iron & Wine.“ heißt es im Pressetext, ohne genau darauf einzugehen, wann die 19 Nummern der Platte tatsächlich aufgenommen wurde.
Gemeinsam mit Eliza Hardy Jones, Elizabeth Goodfellow, Sebastian Steinberg und Teddy Rankin-Parker als Backingband hat Sam Beam jedenfalls – wann auch immer genau – eine ganz wunderbare Perspektive auf die zusammengetragenen Songs gefunden. Seine Stimme bleibt im Mittelpunkt und wird oft von geradezu souligen weiblichen Hintergrundharmonien begleitet, das Gitarrenspiel geht in einer organischen, wattiert polternden Samt-Percussion auf. Über allem scheint ein unendlich dezent nuancierter Weichzeichner zu liegen, der gelegentlich auch subversive Tasten und Bläsern in das Geschehen einwebt, ohne die sanften Arrangements in ihrem in sich ruhenden Fluß aufuschrecken.
Man kann sich also entlang einer unmittelbaren Vertrautheit und Geborgenheit durchaus aufs neue in das Material hier verlieben. Egal ob Woman King nun eine düstere Orientalik pflegt, Last Night latent verschroben wie eine Vaudeville-Kirmes-Traum in Schieflage auftritt, oder Monkeys Uptown aus dem hibbeligen Jazzkeller kommt; ob Grace for Saints and Ramblers die rumpelige Americana-Predigt für die Bar auspackt, Dearest Forsaken smooth groovend einen Blick aus dem Roadhouse in die Prärie anbietet oder Glad Man Singing funky angehaucht daherkommt.
All dies passiert nämlich vom unsterblichen The Trapez Swinger weg in einem so tollen, homogenen Fluss, im exzellent intimen Klangraum samt einem nur selten auftauchenden Publikum, dass es ein tatsächlich so anmutet, als würde Sam Beam hier 76 so einfach, barrierefrei und zeitlos verfliegende Minuten ein kleines bisschen näher ans Herz liebgewonnener Klassiker kommen, als in mancher Studio-Version. Ein Album, wie ein wohliges Nachhausekommen. Das ist manchmal dann eben doch fast besser, als jeder neue Nervenkitzel.
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