Iron Reagan & Gatecreeper – Split
Eine längst als Szene-Bank etablierte Kombo, dazu noch ein besser gehütetes Metal-Geheimnis: Relapse Records bringt mit Iron Reagan und Gatecreeper zwei heiß gehandelte Bands auf Split-Länge zusammen, die zwischen fiesem Crossover-Thrash und brutalem Death stilistisch eine ordentliche Distanz zueinander vermessen.
Auf den zweiten Blick finden sich dann aber doch durchaus Parallelen bei den beiden Kooperationspartnern: Sowohl Iron Reagan als auch Gatecreeper haben sich als äußerst wertkonservative (kritischere Stimmen werden weniger wohlwollend unterstellen: relativ entwicklungsresistente) Senkrechtstarter etabliert, die Nahe an den Vintage-Ursprüngen der von Ihnen bedienten Genres keinen Hehl aus jenen Impulsgebern und Vorbildern machen, die ihren eklektischen Sound prägten.
Wo die politisch befeuerte und längst trinkfest aus dem Schatten der Schwesterband Municipial Waste hervorgetretene Quasi-Supergroup Iron Reagan aus Richmond insofern Klassiker wie Nuclear Assault oder D.R.I. hoch in ihrem Schrein hängen hat, sind es für die ehemaligen Tourbuddies Gatecreeper aus Arizona vorwiegend Oldschool-Helden wie Orbituary, Entombed oder Bolt Thrower, die das Auftreten definieren.
Veranlagungen, die zuletzt auch auf den jeweiligen aktuellen Studioalben Crossover Ministry (2017) sowie [amazon_link id=“B01JAMXWIK“ target=“_blank“ ]Sonoran Depravation[/amazon_link] (2016) durchexerziert wurden, von denen sich beide Bands nun auch in den hier aufgefahrenen 19 Minuten letztendlich kaum einen Millimeter entlang der Erwartungshaltung entfernen. Das geht bei zwei qualitativ grundlegend hochklassigen Lieferanten freilich ansatzlos in Ordnung, bedeutet dieses überraschungsarme Bedienen gewisser Standards im Umkehrschluss doch auch eine grundlegende Zuverlässigkeit ohne ermüdende Routineerscheinungen – beide Kombos liefern hier auf fünf bzw. drei neuen Songs ansatzlos mitreißend ab.
Überhaupt gehen die eröffnenden Iron Reagan gleich in medias res: Warning beginnt melodisch antäuschend, zieht dann aber schnell die Zügel am D-Beat an und sprintet mit Gangshouts typisch rasant nach vorne: Ein straight konstruiertes Gemetzel und Paradebeispiel dafür, warum man immer wieder aufs neue seinen Spaß an dieser Band hat, die unermüdlich am Temporad kurbelt. Das bockstarke Paper Shredder differenziert die Angelegenheit minimal aus, gniedelt sich erst einen Ast und bollert am Beinahe-Blastbeat los, bevor das Quintett in die übliche Spur findet und wendig mit Riffs um sich schleudert, die Nackenmuskulatur mit metallischem Grundton ans Limit treibt. Das räudig bolzende Take the Fall baut primär auf die so atemlos dringliche Performance und Energie der Band, schiebt die Schlagzeug- und Gitarrenarbeit um die Wette hinter den rastlosen Anpeitscher Tony Foresta auf der Kanzel, groovt mit einer Unbedingtheit, der man sich kaum entziehen kann.
Das unspektakuläre Proudly Unaccountable orientiert sich wiederum dezent weiter am Midtempo, explodiert in seinen 44 Sekunden aber ohne Rücksicht und lässt die Dinge spätestens im Refrain überschlagen, bevor das überragende Burn for This die Tugenden von Iron Reagan am eindrucksvollsten umsetzt. Grundsätzlich macht die Band hier alles wie immer, doch wenn etwa die Drums die Gitarren immer wieder fein freistellen und man inszenatorisch gar nicht so unschlau ein ständiges Wechselbad im dynamischen Klangbild erzeugt, dann sind das die gefinkelten Kleinigkeiten, die Iron Reagan trotz des längst bekannten MO immer wieder aufs Neue zünden lassen – auch, wenn die kleinen Kritikpunkte am Material von Crossover Ministry hier nochmals greifen.
Gatecreeper schichten die Split in ihrer Gangart danach deutlich um, auch wenn die Veteranen rund um Mitglieder von Hellhorse und Spirit Adrift (ernsthaft: kann Nate Garrett überhaupt enttäuschen?) immer wieder ihre Sozialisierung im Punk durscheinen lassen. Der Einstieg über das instrumentale Intro Daybreak ist dennoch ein gemächlich vorbereitendes Entgegenkommen, das kohärent auf das letzte Drittel der Platte einstimmt: Atmosphärisch verwebt der Fünfer hier unheilvolle Gitarren mit Slo Mo-Vibe, der Bass-dominante Kurt Ballou-Mix nimmt die drückend bollernder Heavyness der Rhythmussektion bereits vorweg.
Diese malträtiert dann auch im galoppierenden Dead Inside, das mit einer finsteren Wucht bollert, ordentlich röchelnd klopft und seine Gitarren vor dem schwarzen Hintergrund auch mal 80er-affin heulen lässt: Slayer linsen durch das Geäst. War Has Begun lässt seine epischen Absichten dann schnurstracks von einer martialischen Drumpräsenz in Grund und Boden treiben, Nate Garrett and Eric Wagner geben dem erbarmungslosen Strom an den Gitarren immer wieder Raum zu atmen. Allerdings überzeugen Gatecreeper hier in allen Fällen weniger durch das individuelle Songwriting ihrer Tracks, sondern eher durch die geradezu physische Präsenz ihres ganzheitlichen Spiels. Als dicht stehendes Kraftpacket entwickelt die Band ohne Aha-Effekt einen beängstigend intensiven Schub, dessen Aura man sich gerade am Stück kaum entziehen kann – wobei Gatecreeper ihre Vorzüge auf Albumlänge eben auch noch effektiver und ergiebiger ausspielen.
Freilich Jammern auf hohem Niveau: Diese Split ergänzt das Repertoire der beiden beteiligten Bands anstandslos und sollte die Fanfraktionen problemlos bei Laune halten.
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