Incubus – Trust Fall (Side B)
Wohl nur die loyalsten Fans haben einer Fortsetzung der 2015 mit (Side A) begonnenen, und durch das solide Studioalbum 8 unterbrochenen Trust Fall-Reihe entgegengefiebert. Selbst für sie kann (Side B) nun allerdings ein frustrierendes Comeback darstellen.
Was weniger daran liegt, dass Incubus nach der eher rockigen Ausrichtung der ersten EP nun viel eher ihren poppigen Ambitionen folgen. Sondern vielmehr damit, dass zumindest über die Hälfte der versammelten fünf Nummern zwar vielversprechendes Potential zeigt und grundlegend einnehmende Ideen hätte, diese aber in letzter Konsequenz nie zu wirklich spannenden Zielen führen kann: (Side B) bleibt in Summe zu harmlos, zu beliebig – und natürlich auch zu weit von einstigen Glanztaten der Band aus Kalifornien entfernt.
Wirklich gravierend schlägt dies aber nur in der ernüchternd schwachen finalen Phase des Kurzformates nieder. One Without Me zeigt, dass dem Quintett aktuell einfach die Angrifflust fehlt, um einen kontrastreichen Rocksong zu spielen, wenn Einfühlsamkeit keinen intensiven Konter finden will und knapp 5 Minuten an bemühter Effektlosigkeit mit angenehmer Formatradio-Nebensächlichkeit keinerlei Eindruck hinterlassen. Paper Cuts kann das Ruder danach als vollkommen belanglose Klavierballade ohne Esprit nicht herumreißen.
Ein solcher Abgang ist natürlich schade für den Gesamteindruck – denn auch wenn die drei vorangegangenen Nummern ihre PS nie zu Boden bringen, zeigt (Side B) bis dahin durchaus Qualitäten.
Karma, Come Back ist ein in Wave-Tönen kommender, über seine Bass-Linie definierter Ohrwurm mit netter Melodie und hartnäckiger Hook. Der Ausbruch in den rockigeren Klimax ist allerdings so vorhersehbar wie handzahm, purer Komfort ohne jedes Wagnis, was den Opener durch sein entwicklungsresistentes Schlussdrittel auch zu einem soften Langweiler zu machen droht. Der Gitarrensound von Our Love ist eine großartige Referenz an Morning View – und letztendlich als leeres Versprechen eine Verschwendung, weil der klatschende Rhythmus und die Stimmung machen sollenden „Ohohoos“ keine Geschmacksache, sondern einfach nur eine zu dick auftragende Stadiongeste sind. Der intim klampfende Part will Hippie-Atmosphäre am Strand-Lagerfeuer, bevor auch hier wieder das bereits ergiebig erforschte Motiv noch einmal wiederholt wird: Wenn Incubus ihren Songs hier hinten raus in den konventionellen Strukturen doch nur einen spannenden Twist oder gar eine Steigerung abringen könnten!
Es spricht allerdings auch für die ungeachtet aller Abstriche gehaltene Klasse der Band und ihr Vesrtändnis für catchy Songs, wenn gerade Into the Summer als funkiger Einstieg mit Retro-Anstrich einen unverbindlich-eingängigen Singalong findet, der in seiner Gute-Laune-Gefälligkeit niemandem wehtut – erst egal bleibt, auch, weil er in seiner majestätisch gemeinten Bridge nur überhöhte, heiße Luft anbietet – irgendwann dann aber doch eine sonnig-sympathische Lockerheit bietet, auf die Brandon Boyd und Co. abonniert sind.
Zweieinhalb Mal untermauern Incubus damit auch ihren im vergangenen Jahrzehnt kultivierten Status Quo als solider Schatten einer einst herausragenden Band, womit man wohlwollend leben kann. Auch sonst ist Trust Fall (Side B) niemals tatsächlich schlecht, es hätte aber so einfach eine wirklich gute, anstatt einer nur leicht überdurchschnittlichen Angelegenheit werden können.
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