Iggy Pop – Live At Montreux Jazz Festival 2023

von am 28. Januar 2025 in Livealbum

Iggy Pop – Live At Montreux Jazz Festival 2023

Spätestens durch Motörhead ist weithin bekannt, dass das Schweizer Festival auch als Siedepunkt des Rock’n’Roll dienen kann. Welch fetzendes Spektakel Iggy Pop jedoch Live At Montreux Jazz Festival 2023 entfesselt, lässt dann dennoch die Kannlade runterklappen.

Mit seiner siebenköpfigen Band – Kenny Ruby (Bass Guitar, Backing Vocals), Thibaut Brandalise (Drums), Grégoire Fauque aka Greg F (Guitar), Sarah Lipstate (Guitar, Sounds), Florian Pellissier (Keyboards, Backing Vocals), Corey King (Trombone, Backing Vocals) und Leron Thomas (Trumpet, Backing Vocals) – stürmt Iggy an diesem Julitag von Five Foot One weg frenetisch entfesselt nach vorne und fackelt von den maßgeblichen Bläsern angetrieben selbst in der Klammer der beiden Every Loser-Pflichtbeiträgen Frenzy und Modern Day Rip Off (die übrigens live beide weitaus besser, zwingender und lebendiger klingen, als in der schalen Andrew Watt-Studioversion) nicht lange, während dazwischen ein Schaulaufen seiner größten eigenen Hits und Stooges-Klassiker walzt: (das ballernd jubilierende Highlight) TV Eye, Raw Power, Search and Destroy oder I Wanna Be Your Dog (bei dem das Publikum den Gesang erst noch nicht stemmen mag, ihn spätestens zur Bridge aber angefixt trägt) fetzen unkaputtbar und legen in Frankreich eine ausgelassene Energie an den Tag, die nichts von einer Pflichtprogramm-Routine haben.

Zudem sind Iggy und seine Leute smart genug, um die Spielfreude aber auch in etwas weniger frontale Intensitäten zu lenken, um nicht abstumpfen zu lassen – was zudem für einen runden Fluß der (Free leider ebenso wie – nachvollziehbarerweise – Post Pop Depression aussparenden) Setlist führt.
Gimme Danger drückt nach der extatischen Eingangsphase ein wenig auf die Bremse und legt damit die Steilvorlage für die wie Öl hinuntergehenden Party-Hits Passenger und Lust for Live. Doch auch die weniger offensichtlichen Teile zünden: Endless Sea taumelt im halluzinogenen Dub-Groove und Mass Production schleppt sich auslaugend, bevor Night Clubbing sinister angejazzt flaniert und in Death Trip surfen Gitarren und Trompeten um die Wette. Vielleicht ist aber kein anderer Moment von Live At Montreux Jazz Festival 2023 derart berauschend, wie jener, wenn das geduldig flanierende Sick of You fiebrig arrangiert plötzlich die Explosion zeigt und sich kaum noch bändigen lässt.
Spielfreude, Sound und Stimmung gehen hier 84 Minuten so kurzweilig Hand in Hand im Taumel des Bläser-Kerosins, dass es selbst in konserviertes Form einfach eine ausgelassene Freude ist: Live At Montreux Jazz Festival 2023 macht (nicht nur allen Beteiligten) schlicht und einfach extrem viel Bock.

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