Ichiko Aoba – Ichiko Aoba with 12 Ensemble (Live at Milton Court)
Ichiko Aoba ließ sich während der International Tour 2022 bei ihrem Auftritt in der Barbican Milton Court Concert Hall vom hiesigen 12 Ensemble begleiten. Zeugnis davon liefert nun ein exquisiter Live-Mitschnitt.
Dass in den Liner Notes ausdrücklich betont wird, wie man praktisch jeden Laut im Saal ob der andächtigen Ruhe hören könne, verwundert schon ein bisschen. Immerhin ist das Publikum ein Faktor, der produktionstechnisch nahezu vollends aus der Gleichung von Ichiko Aoba With 12 Ensemble (Live at Milton Court) genommen wurde.
Was leider einerseits der Stimmung ein bisschen abträglich ist, und andererseits auch manche Übergänge zwischen den Songs (wie vor allem vom beschwingten Sagu Palm’s Song zum exemplarisch intimen, schlicht ein bisschen magischen Still-Leben Red Silence) etwas abrupt anmuten lässt. Vielleicht lässt sich dieser Umstand aber durch einen Blick auf die entsprechende Setlist des 3. September 2022 klären: ein bisschen was scheint für das digitale Ton-Dokument des Auftritts nachjustiert worden zu sein.
Der wirklich beeindruckenden Eleganz der Aufnahme tut dies freilich kaum einen Abbruch. Die Japanerin und das Londoner 12 Ensemble ergänzen sich auf so subtile wie erfüllende Weise absolut traumhaft, wandeln sanft durch eine ätherische Schönheit, die unwirklich warm und still wie die perfekte Symbiose aus dem anmutigen Gitarrenspiel von Aoba, ihrer einmal mehr grandiosen Stimme und den oft in den Raum zurücktretenden, immer wieder zauberhafte Akzente setzenden Streicher-Arrangements wirkt.
Das Ensemble und Aoba lassen sich absolut aufeinander ein, legen aber dabei eine bescheiden bleibende Zurückhaltung an den Tag. Gerade Kirinakijima klang so vielleicht noch nie schöner als hier, während auch das ebenso malerische wie cinematographische Luminescent Creatures besticht, oder amuletum eine verspielte Neugier behält, obwohl die Musiker nahe der Formvollendung angekommen scheinen.
Das Finale gehört dann übrigens alleine Aoba am Klavier, und vor allem in Akatombo meint man dann wirklich eine Stecknadel fallen hören zu können und eine knisternde Nahbarkeit zu spüren, die unter die Haut geht, als würde die 33 jährige einmal mehr direkt neben einem für niemanden anderen zaubern. Nach der Bunkamura-Show folgt hiermit jedenfalls die nächste essentielle Live-Veröffentlichung der Ausnahmeerscheinung.
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