Ichiko Aoba – Amiko
Für Amiko – offenbar bitte nicht zu verwechseln mit dem beinahe gleichnamigen Film von 2017? – hat die japanische Ausnahmeerscheinung Ichiko Aoba einen an reduziertem Minimalismus kaum zu übertreffenden Soundtrack geschrieben.
„Amiko is a movie based on the debut novel written by Akutagawa Prize winning author Natsuko Imamura. The prize is one of Japan’s most prestigious literary prizes. The main character Amiko , is a fifth-grader living in Hiroshima. Filmed from the perspective of a young girl, the heartwarming story depicts the process by which her slightly eccentric yet innocent behaviour undeniably changes her family, classmates and other people around her.“ heißt es I’m Beipackzettel – der gewissermaßen sogar konkreter ins Detail formuliert ist, als der Score von Aoba selbst.
Zumeist genügt den kurzen Fragmenten ein Instrument pro Track, die skizzierten Melodien wirken gelegentlich, als müssten sie innehalten, um sich zu erinnern, wie sie weitergehen könnten. Der unausgefüllte Raum, das, was nicht um die sparsamen Instrumente – ein gedankenverloren klimperndes oder hell bummelndes Klavier hier, ein Zeitlupen-Bläser oder eine behaglich gezupfte Gitarre dort – gespielt wird, ist dabei ebenso wichtig für die ambiente Atmosphäre, die so verträumt und hoffnungsvoll eine liebenswerte, angenehm friedliche Melancholie in der sanften Flüchtigkeit und körperlosen Ästhetik an den Tag legen.
Später fächert sich das Spektrum subtil auf. (chocolate) cookies klingt wie der Einstieg in Neon Golden, der doch lieber vage mit Gustavo Santaolalla flirtet, während mushrooms, flowers, roly-polys seine Saiten streichelt und zusätzlich wie modulierte Töne anschlägt, außerdem Glockenspiel-Feenstaub addiert. after school wirkt dagegen, als hätten Múm ein mystisches Windspiel aufgenommen – und wenn man wie in cartwheels after the rain den kaum greifbaren Motiven im leicht bezaubernd arrangierten Kontext neu begegnet, da hat da durchaus etwas tröstendes.
my brother ist lebendiger und geht leicht von der Hand, bevor the dusty playground die Stimme als zaghaftes Element über dem schimmernden Klang einführt. Am deutlichsten aus dem – praktisch rein ästhetisch funktionierenden – Rahmen dieser Aobas hinreißende Diskografie als feine Fußnote erweiterndes Unscheinbarkeit fällt übrigens trotzdem nicht die abschließende, wundersam schöne kleine Pianoballade hello, in der Ichikos unendlich berührender Gesang eine ruhige Schlafwagen-Sehnsucht umschwärmt, sondern there’s no such things as a ghost, das mit klatschender Kinderstimme zitierend ein liebenswürdig aufgeweckte Naivität aus Harmonika, Melodika, Pfeifen, und dem märchenhaftem Volkschul-Marsch geworden ist.
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