Ian Lynch – All You Need Is Death

von am 10. Juni 2024 in Soundtrack

Ian Lynch – All You Need Is Death

Ian Lynch lässt den Soundtrack von Paul Duanes’ All You Need Is Death zwischen den Drone-Avantgardismen seines Alias One Leg One Eye und dem irischen Folk seiner Stammband Lankum im eindringlichen Horror des Dark Ambient schwelgen.

Schade , dass der von John ‘Spud’ Murphy produzierte Score abseits der dazugehörigen Bilder – also rein als Soundtrack-Album betrachte – stets etwas Ausschnitthaftes transportiert, weil er seine homogenen Szenen phasenweise skizzenhaft abblendet – man also stellenweise meint, gewissermaßen nur die Teaser vollwertig ausgearbeiteter Klanglandschaften zu sehen zu bekommen.
Oder, dass der heulend groovende Closer Old God Rising von der Dubliner Death Metal Kombo Malthusian gar zu bemüht als eine etwas willkürlich anmutende, latent deplatzierte Pointe an den stimmigen Score angehängt wird, den es so – zumindest ebenfalls nur auf den von Invada aufgelegten Soundtrack bemessen – nicht unbedingt als Appendix gebraucht hätte.

Dabei hätten die nicht rein instrumentalen Passagen von Lynchs komponiertem All You Need Is Death mittels der von Vocals getragenen, an False Lankum gemahnenden Stücke, gegebenfalls durchaus schlüssiger auf ein solches Finale hinarbeiten können, wäre die Platte auf ihren letzten Metern nur ein klein wenig anders sequenciert worden.
Weil Feed the Swarm als weibliche Acapella-Sehnsucht über einem astral schimmernden Meer wegklagt, und A New Dawn, an Old Song vorsichtig, andächtig, gar brüchig, gegen die Hoffnungslosigkeit und Dunkelheit singt, bis der Hintergrund langsam glimmernd erstrahlt, wobei der feminine Part flüsternd immer mehr von einem männlichen (der sich zuvor bereits im Shanty Tráthnóna Beag Aréir gegen die aufkommende abgründige Gischt der raue See durchgesetzt hat) abgelöst wird, dessen Gemeinheit kurz vor dem Cut gar zum gutturalen Black Metal greint, derweil sich Old God Rising in der Lynch-Veriante mit dem Mut der Verzweiflung kräftig, fast wütend gequält, der gothische Schwere einer dröhnenden Orgel Apokalypse entgegen stemmt. Und all dies ästhetisch eben durchaus auf den Abspann vorbereitet.

Der Beitrag von Malthusian kann also gewissermaßen als Bonus mitenommen (oder wahlweise beim Konsum weggelassen) werden, denn wie Lynch rund um diese markanten Punkte zwischen den Eckpunkten seiner Projekte als Klangbastler eindrückliche Stimmungen und imaginative Atmosphären kreiert, erzeugt natürlich die eigentliche beängstigende Intensität des Scores.
Wie Hung by Wire als mysteriös verstimmte Uhr den Sand der Zeit aus der Vergangenheit ticken lässt oder Deceptive Transceiver die rohe Fidel-Dissonanz a la Warren Ellis aufrauht und Nestedodd Enabler verstörenden Minimalismus knarzend und knirschend wogt. The Unravelling loopt okkulte Basinski-Assoziationen im gespenstischen Hexen-Choral-Nebel einer unruhigen Ruhe, was über das düstere The Descent und seinen kulminierenden Nachhall Hypnagogic Transmission zum versöhnlichen Fragment – und subversiven Epilog – Weaxan Driblet führt.
The Hunt ist ebenso ein perkussiv-animalische Anddrehen des Daumenschrauben-Suspense wie die kurz martialisch angedeutet pochende Skizze Day of Wrath and Doom (die beide keine Minute Spielzeit bekommen), nachdem Severed From the Light als sägender Drone geduldig verbogene rostige Schneiden schärft und Máirseáil Chrapchosach als bräsig schreitender Wahn bedrohlich in einem salzigen Aroma lauernd eine fiebrigere Zeitlupe-Spannung prägnanter, ausführlicher und fassbarer ausarbeitet, als knapper formulierte Passagen von All You Need Is Death.
Als alleinstehende, gruselig aus der Zeit entrückte Soundwelt funktionieren die 38 beschworenen Minuten allerdings auch sonst. Ebenso, wie sie Lust auf den dazugehörigen Film machen – über den Lynch abschließend noch zu Wort kommen soll:

Around this time two years ago, I met with film maker Paul Duane to discuss the script for his cosmic folk horror film All You Need Is Death. I didn’t know Paul at the time, but I loved the script and I left the meeting having taken on the daunting task of composing the score for the film, including the central piece – a ballad written in Old Irish.
I started composing the music using only the mood of the script, along with some suggestions that Paul had. My main guiding idea was to use traditional instruments in unusual ways to suggest something primal and chthonic. I often envisioned people living in pre-Christian Ireland getting a hold of these instruments somehow. I wondered about how they would make sense of them, how they would hold them, how they would use them and what sounds they would make to accompany their religious observances, their chants and their rituals.
The sounds I recorded were then processed using various analogue means – microcassettes, four track tape loops, a reel-to-reel machine. This kept it in the world of the film – a murky timeless space where characters use cassette dictaphones to record traditional singers and smoke in doctors waiting rooms but also use mobile phones.
Paul couldn’t have been easier to work with and would send me scenes as they were recorded. I had plenty of time to work on composition and the months just flew in. Before I knew it, I had over 40 minutes of music that I was mixing and putting the finishing touches on with John ‘Spud’ Murphy in Guerrilla Studios.
I am beyond delighted that a label like Invada records have released the soundtrack on LP and was really impressed with James Trevascus’ mastering as well as Redg Weeks track list selection – something I could never have done myself being wedded for so long to the cue sequence inherent in the film. After putting so much work into the score, I am really happy that it will get a ‘second life’ of sorts as an LP, and I hope that people enjoy listening to it as much as I enjoyed making it.

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