Ian Brown – Ripples
Ian Brown hat für sein siebtes Soloalbum die altbekannte Attitüde und Haltung eingenommen, seine Trademarks bei der Hand. Was Ripples dabei jedoch vollends fehlt, sind überzeugende Songs.
Die wohl wieder beendete Reunion der Stones Roses hat abseits einer grottenschlechten Single nichts gebracht und im Allgemeinen wohl sowieso niemandem weitergeholfen. Weswegen Brown nun nach knapp zehn Jahren Solopause wieder die Zeit findet, um in den Autopilot zu schalten und dem sehr okayen My Way einen Nachfolger zu bescheren.
Nötig wäre dies – gerade für all jene, die keine nostalgischen Erinnerung an Madchester knüpfen – allerdings nicht gewesen, denn die kreative Substanz dafür ist auf Ripples trotz der langen Pause keinesfalls vorhanden – was den patentierten Anti-Sänger Brown aber ja noch nie von Veröffentlichungen abgehalten hat. Skizzierte Ideen und Melodien, die einen Songs für 30 Sekunden interessant machen und tragen könnten, ohne jede Entwicklung jedoch auf bis zu über fünf Minuten lange Nummern aufzublasen, in denen Brown die immer gleichen Textzeilen bis zum Erbrechen wiederholt, während seine uninspirierte Band nicht nur im uninspirierten Barrington Levy-Cover Black Roses stoisch einem Groove folgt, erweist sich dann aber selbst in der Diskografie der UK-Ikone als expliziter Schuß in die eigene Kniescheibe.
Zu entdecken gibt es auch trotz einer gepflegten Variation im Auftreten wenig, obwohl der Start in Ripples durchaus noch seine Reize zeigt. Der Opener First World Problems hat eine leiernde Hook, die sich auf das verquer-stolpernde Rhythmusgefühl von Brown für eine gewisse hartnäckige Eingängigkeit verlassen kann. Ein relativ unangestrengt wirkender Ohrwurm, nach und nach eine ideale Single sogar – die ihr Muster eben eine gefühlte Ewigkeit repetierend praktiziert: Irgendwie muss ja die Laufzeit einer vollwertigen Platte zustande kommen.
Breathe and Breath Easy (The Everness of Now) beginnt als akustische Ballade – entpuppt sich aber als ermüdend mäanderndes Geschrammel ohne Ziel und emotionalen Wert. Besser macht es in dieser Ausrichtung eher das zumindest angenehm plätschernde Blue Sky Day, dem man für seine schnell vergessene Gefälligkeit dankt.
The Dream and the Dreamer überlegt sich dagegen eine funky Disco-Leichtigkeit und der (willkommen kompakt auftretende) Titelsong eine dilettantisch-simple Melodie, während der Abschluss mit dem raggaeesk von Mickey Dread aufgekochten Minimalismus des entschlackten Ohrwurmes Break Down the Walls (Warm-Up Jams) fast schon grotesk anmutet – als wären The God The Bad and The Queen während einer Demo-Aufnahme eingepennt.
Brown schaltet das Ergebnis dagegen auf Dauerschleife und findet den optimalen Closer für eine phasenweise nach Arbeitsverweigerung klingenden Platte ohne gravierende Spannungen, der man zumindest zu Gute halten kann, dass sie zwischen Verschwörungstheorien und Post-Rave-Weisheiten im nebensächlichen Konsum niemals wirklich ärgerlich frustriert, sondern eher mit einer latenten Egalität langweilt. Auf die Hälfte ihrer Spielzeit gekürzt hätte das allerdings durchaus überzeugend funktionieren können!
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