I Will Be Pretty When I Die – I Will Be Pretty When I Die

von am 22. Mai 2024 in EP

I Will Be Pretty When I Die – I Will Be Pretty When I Die

Hinter I Will Be Pretty When I Die – also auch einem mit aufdringlicher Emo-Prägung daherkommenden Bandnamen sowie einem Artwork aus dem rym-Baukasten – steht „the debut ep by gus and tina.

Genauere Credits zur Kooperations-Projekt-Achse aus San Francisco und San Jose liefert Bandcamp, wo die EP wahlweise auch zum individuell bestimmbaren Preis zu haben ist: „music written, performed, and produced by gustavo nome (gingerbee, matpv) and clementine teare (goth lipstick) between february 2021 and january 2024. additional musicians include denson camp, dani giguere (gingerbee, suburban apathy, broken seesaw), and eleanor henderson (fischli’s animals).“ steht da über den intim und ruhig verhuschten Bedroom-Folk, der vom Duo immer wieder mit überraschenden Schraffuren kontrastiert wird.

Im sanft aus dem Mount Eerie-Schatten heraus träumenden Geplänkel In Fog, at Night, in Rain, Oh My, das elegisch und ätherisch verschwommen dem hauchend am Flüstern zurückgehaltenen Gesang etabliert, schrammt etwa später eine Fiedel entlang, während das frühe Bright Eyes kennende Leaves auf zweistimmige Harmonien setzt. Die liebenswürdige Elliott Smith-Verneigung River ist vage von Indietronica-Effekten infiziert – was der in seiner angenehm anziehenden, fast ambient funktionierenden Bescheidenheit der Ästhetik stets die zu wohlige Gleichförmigkeit verwehrt, bevor der Song zur Mitte vollends den Twist in die Einkehr nimmt.

Da luzid-friedfertige instrumentale Interlude Kite unterstreicht dann auch das schöne Sequencing einer sich kohärent entwickelnden Platte, lässt vor dem Finale durchatmen. Da behält Cicadas den gängigen MO von I Will Be Pretty When I Die vordergründig bei, deutet im Hintergrund aber den keifende Screamo-Abgrund an: eine stilistisch kuriose, jedoch durchaus stimmige, weil niemals ganz greifbar und damit nicht aus dem Rahmen fallende Entscheidung am Ereignishorizont, die das Wesen der Platte weder prätentiös noch bemüht untergräbt.

Stattdessen schließt der Lo-Fi-Indierock-Sonnenaufgang Flowers mit Synth-Streicher und scheppernden Schlagzeug samt latenter Hysterie in Gesang den Kreis gleichermaßen wie er das Panorama von I Will Be Pretty When I Die noch weiter öffnet; zieht sich im Kern verletzlich zurück und erblüht hinten raus formoffen.
Das alles geschieht dann eher subversiv, als mit dramatischer Geste, was dem fragilen Charakter der knapp 15 Minuten Gesamtspielzeit zusätzlich entgegenkommt – und durchaus neugierig auf die Zukunft der vielversprechenden Synergie macht.

Print article

Kommentieren

Bitte Pflichtfelder ausfüllen