HTRK – Over the Rainbow
Nur wenige Monate nach der Rückkehr mit Venus in Leo legen Jonnine Standish und Nigel Yang für Jeffrey Peixotos Scientology-Dokumentation Over The Rainbow die erste Soundtrack-Arbeit von HTRK vor.
Das australische Duo entledigt sich in einem erstaunlich produktiven Jahr dafür aller Vocals, der Drums, Beats, der Gitarre und Percussion ihres minimalistischen Elektropops, lässt auf einer gefühlten Yang-Soloplatte damit alle eingängige Zugänglichkeit hinter sich und löst die rein instrumental gehalten 13 Stücke von Over the Rainbow vollständig im synthiebasiertem Ambient auf.
Ätherisches Wabbern verschwimmt da also mit verträumten Hintergrund-Drones zu ästhetische Klangcollagen, die unwirklich deliriant in absoluter Entschleunigung keine griffigen Melodien, Themen oder Motive destillieren (das repetitive Light bietet noch am ehesten dergleichen an) – sondern ausnahmslos vage bleibende Stimmungsbilder, die sich in eine konturlose und strukturfreie Atmosphäre legen.
Neonfärbig dunkle, retrofuturistische Keyboard-Klangteppiche wie etwa im Titelsong oder dem abschließenden Bio bieten vielleicht dem reservierten Stranger Things-Freund unverbindliche Ansatzpunkte, während das von Brian Eno zehrende Mäandern von Over the Rainbow abseits von höchstens Pressed in Glass II (das piepst, als würde die Band durch die kalten Weiten des Alls treiben, nicht durch das nächtliche Los Angeles) als relativ ereignislos ineinander dahinplätschernder Score ohne Highlights verläuft.
Over the Rainbow ist angenehm und stimmungsvoll nebenbei zu hören, kompetent gebastelt ohnedies. Letztendlich fehlt es aber an erinnerungswürdigen Szenen und auch an einer individuell erkennbar produzierten Charakteristik, die die Handschrift von HTRK ohne (nahezu alle) Trademarks ihrer regulären Studioalben erkennbar machen würde.
Dazu kommt vor allem aber, dass sich die imaginative Tiefenwirkung der irgendwie austauschbar anmutenden Reise in Grenzen hält, die erzeugten Assoziationen und Emotionen überschaubar bleiben, alles gefällig und trotzdem teilnahmslos passiert. Dass der solide Soundtrack aber ohnedies eher etwas für Hardcore-Anhänger von HTRK und unersättliche Genre-Konsumenten ist, weiß wohl die Band selbst nur zu gut: Die Vinylauflage ist auf überschaubare 500 Stück limitiert.
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