HORSE the band – Your Fault

von am 30. November 2020 in EP

HORSE the band – Your Fault

Da glühen die Keyboarde: Während Genghis Tron noch an ihrer Rückkehr im Studio arbeiten, preschen die immer schon absurd-überdrehteren HORSE the Band mit Your Fault, ihrer ersten Veröffentlichung seit über einem Jahrzehnt, vor.

Eine aus dem gefühlten Nichts kommende – aber etwa nicht zuletzt für die limitierte physische Pre-Order-Phase des Kurzformates doch schon einige Zeit angekündigte – Rückkehr, die spätestens im finalen Drittel der EP dann doch auch ein wenig überhastet wirkt.
Das Nine Inch Nails-Cover March of the Pigs ist neben einem dezent veränderten Gitarrensound und individuell gefärbten Synthies (dafür bitte alleine den fast absurden „Doesn‘t it make you feel better“-Part kontrollieren!) nämlich eine relativ wertkonservative und uninspiriert originalgetreue Aufarbeitung geworden, die live wohl Spaß machen wird, auf Platte seinen humoristischen Wert aber schnell erschöpft.

Davor liefern HORSE the band aber solide Ware auf mindestens wirklich sehr gutem B-Seiten-Niveau von Desperate Living – ein bisschen chaotisch aufgeräumt und catchy, aber nichts überwältigendes.
A Reason to Live eilt dringlich und hungrig, hat eine dynamische Balance aus punkiger Direktheit und einem ruhiger die Geduld suchenden Konter, der die Gratwanderung zur pathetisch gepressten Theatralik gekonnt nimmt, den Song bis zu seinem härter packenden Abgang konsequent anzieht, um flimmernd Galle zu spucken (auch wenn die Vocals von Nathan Winneke schon einmal harscher und zwingender waren).
Nogimbus legt die Dinge 80er-offen und atmosphärischer, aber auch so getrieben an, hat sogar bald etwas manisches, bevor die Nummer ihre Auslage wechselt, konzentrierter heulend brät und dann wieder in einer kontemplativen Sehnsucht mit 80er-Patina atmet, die sich mit selig geschlossenen Augen durch einen wattierten Pit treiben lässt.

Zwar überrascht es höchstens, wie weit hinten im Mix die patentierten Keyboarde – immerhin das Alleinstellungsmerkmal der Band – positioniert sind, was manch einer wohl als Ausdruck von Reife interpretieren wird.
Abseits davon knüpft Your Fault jedoch so nahtlos an den vor elf Jahren zurückgelassenen Nintendocore 8-bit video game-gespeisten Metal/ Post Hardcore einer Band an, die früher  eben spontan auch mal eine krude Konzept-EP über Pizza aufgenommen hat. Die 13 Minuten dieser Rückkehr werden also wohl eher weniger neue Fans rekrutieren, als die angestammte Basis (vorerst grundzufrieden, aber noch ohne Euphorie) nicht nur aus nostalgischen Gründen wieder an Bord zu holen.

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