Honne – Love Me / Love Me Not

von am 28. August 2018 in Album

Honne – Love Me / Love Me Not

Honne kalkulieren ihre locker-kontemplativ-tanzbare Elektronik schwerelos zu den All Inclusive-Pool-Landschaften des Sommers und bleiben dabei so unverbindlich, wie Love Me / Love Me Not es als Titel ihres Zweitwerks bereits andeutet.

Wobei sich die Platte inhaltlich und in ihrer Ausstrahlung zugegebenermaßen schon derart penetrant und übersättigend im unbedingten Heraufbeschwören mal entspannter, mal ausgelassener Urlaubsstimmungen und brachialer Feel Good-Vibes positioniert, ganz generell der Brechstangen-Sonnenseite des Lebens verschrieben agiert, und dabei die Authentizität eines gestellten Hochglanz-Instagramfoto von der guten Stimmung bei der Party vor der fremden Yacht erzeugt.
Es ist genau diese unglaubwürdige Selbstdarstellung in einer möglichst bequem konsumierbaren, kommerziell nutzbaren Scheinwelt ohne Ecken, Kanten oder Charakter, die Love Me / Love Me Not letztendlich in den Rücken fällt – gar nicht unbedingt so der verbundene Mangel an Originalität oder Kreativität.

Andy Clutterbuck und James Hatcher, die „Chainsmokerd des Indie“ haben immerhin eine Platte produziert, die 2 Jahre nach dem gefälligen Debüt Warm on a Cold Night mit seiner generischen Beliebigkeit (und mittels durch das Effektbrett gepitchte Chorus-Stimmen, betont smooth schnipselnde Handclaps und Stangenware-Beats, eindimensionalen Synthies sowie identitätslos gesäuselte Banalitäten und um die romantischen Dinge und beziehungstechnisch kriselnden Szenen dieses Lebens etc.) ungelenk versucht, die Konsumentenschichten von Electropop, Café del Mar und digitalem Soul-R&B zusammenzubringen. Auch, wenn dafür die nötige Substanz im Songwriting, jedwede hängen bleibende Melodien im Gefüge oder sonstige nachhaltige Szenen hinter der selbst in Anflügen von Melancholie demonstrativ optimistisch auftretenden Lebenslust fehlen – tanz den Schmerz des Lebens als Nebensache fort.
A lot of films and TV shows either explore the good or bad, but we wanted to show a balance and the grey space“ sagen Honne und bringen die niemals aus der Komfortzone ausbrechende Mittelmäßigkeit von Love Me / Love Me Not damit wohl durchaus adäquat auf den Punkt. Wofür man das Duo weder lieben (noch nicht lieben), geschweige denn hassen (oder nicht hassen) kann.

Die hemmungslos oberflächlich auf Funktion ausgelegte Musik des Duos aus Greater London gelingt so in den besten Fällen schließlich nicht mehr als langweilig durch den Hintergrund plätschernde Animations-Clubmusik unter wolkenlosem Himmel – Me & You mit Tom Misch wird sich beispielsweise in den nächsten Wochen zu Recht auf mancher Playlist wiederfinden, darf exemplarisch für den unaufdringlichen Eskapismus hier stehen – manchmal aber spitzt sich die Situation auch unangenehm aufdringlich zu.
We need to get away/ We don’t need no stress“ heißt es etwas wenig subtil im verliebt-chillenden I Got You, das sich mit unangenehmen Vocoder-Anfällen am Zeitgeist angebiedert, bevor Feels so Good die raschelnden Beats den Trend Trap bedienen lässt. Der konterkarierende Gesang von Anna of the North ist dabei im Gegensatz zur allgemein leidenschaftslosen Performance von Hatcher am Mikro wenigstens einnehmend – bis die Band den Refrain so ärgerlich oft wiederholt, dass jedwede anvisierte Entspannung auslaugender Frustration gleichkommt. Sonstige Gefühlsregungen bleiben auf diesem zumindest kurzweiligen, durchaus geschmeidigen Zweitwerk übrigens zugunsten einer latenten Easy Listening-Egalität ohne Reibungspotential oder emotionaler Nachwirkung im höhepunktlos-abrupt abgedrehten Fluss außen vor.

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