Hexis, Thosar, Gyfth [10.09.2023: Sub, Graz]
Der Anfang der Show verspätet sich zwar leider, dann liefert das vom Booking Head In Clouds fein zusammengespannte Triumvirat Gyfth, Thosar und Hexis im situationselastisch solide gefüllten Sub aber punktgenau ab.
Gyfth unterstreichen über knapp eine halbe Stunde lang den immens positiven Eindruck, den ihre 2022er-EP Aus Allen Wolken losgetreten hat: heavy, drückend und mit perfekt akzentuiert eingestreuten, regelrecht rasenden Ausbrüchen, kreiert das an diesem Abend (aus arbeitstechnischen Gründen, trotzdem „RIP„) nur zu viert angerückte Quintett richtig heftigen Druck unter der Haube, presst mit viel Präsenz durch eine dynamische Bandbreite und legt sich in eine auslaugende Katharsis – agressiv, malmend, und ja, einfach wirklich verdammt giftig.
Was sich dann durchaus einen Pit am Exzess verdient gehabt hätte, an diesem Abend aber eher wohlwollende Distanz von einem Gutteil des zwar durchaus begeisterten, aber nur bedingt euphorisch reagierenden Publikums bekommt. Ist aber ja auch erst die ca. vierte Show der Band-Achse aus Wien und Linz, bald wird sich niemand mehr dem hungrigen Hardcore-Biest entziehen können, das ein Haufen Szene-Veteranen da von der Leine lässt.
Wo Gyfth in unseren Jahrescharts 22 ordentlich aufgezeigt haben, hätten dies wohl auch die an dieser Stelle bisher sträflich übersehenen Thosar verdient gehabt. Wobei ein kurzes Gegenhören auch die Vermutung nachgelegt, dass das, was das Weizer Drum & Bass-Duo live veranstaltet, nochmal einen Level über ihren starken Studio-Ergüssen fetzt: Der Boden vibriert förmlich unter der bebenden Kraft der Rhythmussektion, die mit feistem Rock-Groove und fletschenden Grind-Massaker-Tendenzen samt psychedelischer Nuancen und Thrash-Attitüde ungefähr wie eine infernal von der Tarantel gestochene Mischung aus Lightning Bolt, Oozing Wound, Tweak Bird und High on Fire klingt, wenn der Sludge auf Speed geföhnt wäre.
Dass die Besucherdichte zu diesem Zeitpunkt des Abends gefühlt auch am dichtesten ist, bis zwischen die Instrumente interagiert, und sogar mit Anzeigen droht, wenn es keine Zugaben gibt (Spoiler: gibt es an diesem Abend grundsätzlich von niemandem!) verwundert nicht: Thosar sind einfach scheißgeil!
Nach diesem Vorprogramm der Extraklasse haben es Hexis schwer, machen aber konsequenterweise praktisch alles richtig – auch wenn Gyfth und Thosar sich als Spotlight-Stealer des Abends erweisen.
Passend dazu wird das Sub zum Auftritt der Dänen in völlige Finsternis getaucht, während ein massives Stroboskop-Gewitter schwindlig machend im Verbund mit der intensiven Lautstärke wie Kerosin für den Blackened Hardcore wirkt (aber auch die Frage aufwirft, ob die Band live ohne diese audiovisuell-atmosphärische Dichte abseits ihrer makellosen Genre-Kompetenz wirklich bestechen aufzeigen könnte).
Zwischen Celeste und Trap Them knallen die hetzenden Szenen jedenfalls mit manischer Wucht. Frontmann Filip liest die Leviten mit ausgestrecktem Zeigefinger, geballter Faust und kickender Geste im eigenen (leider nur die aktuelle Split aussparende, sonst aber praktisch alles mit Bandlogo versehen anbietendem) Merch brüllend, Berserker-Bassist Luca fletscht die Zähne, Neo-Drummer Kristian ist prägnanter im Gefüge vertreten als Tour-Gitarrist Josh – die zähflüssigen Momente des noise-affinen Post Metal-Schächtens sind aber eigentlich sogar noch besser, auslaugender und differenzierbarer.
Nur die vom Tonband kommenden Apokalypse-Ambient-Pausen wirken ein wenig unrund in das ohne Unterlass schwitzende Gefüge gepresst. Um diese werfen sich Hexis dennoch ergiebig in ihren Nihilismus, überzeugen rundum. Aber auch nicht mehr.
Was ebenso daran liegt, dass wohl keine zwei Duzend Leute mehr im Sub sind, als sich die Band kurz vor halb zwölf, nach einer kompakt den Hebel ansetzenden Setlist, ohne großes Schwadronieren verabschiedet, um zum nächsten Stopp ihrer fast absurd ausführlichen Tour zu reisen, dabei aber keinen auf das Publikum überspringenden Funken entfesseln konnte. Jammern auf hohem Niveau.
1 Trackback
- Gyfth - Muss Los! - HeavyPop.at - […] nicht ganz gelingen wollen, die Akzente ruhig noch expliziter herausragen dürften. Vielleicht, weil die Band auf der Bühne noch…
DNAxHirsch - 12. November 2023
Es ist ja schön, dass ihr euch so viel Mühe bei der Beschreibung von Szenerie und Erlebnis gebt, aber in diesem Text ist die Lesbarkeit aufgrund fehlender Interpunktion derart eingeschränkt, dass es echt zum Lesekrampf verkommt.