Hesitation Wounds – Chicanery

von am 2. September 2019 in Album

Hesitation Wounds – Chicanery

Gouge Away-Drummer Thomas Cantwell hat den mittlerweile ja zu Slipknot abgewanderten Jay Weinberg ersetzt, fügt sich auf (dem ironischerweise mit Masken-Cover daherkommenden) Chicanery aber ansatzlos in das Allastar-Gefüge aus Jeremy Bolm (Touché Amoré), Neeraj Kane (The Hope Conspiracy) und Stephen LaCour (True Cross, Ex-Trap Them) und deren schwindelerregenden Hardcore Punk ein.

An der Einschätzung, dass Hesitation Wounds gefühltermaßen eine Band bleiben, die weiterhin nicht das Maximum aus ihrem immensen, alleine so szenekredibilen Potential herausholen, hat sich derweil weder durch den personellen Wechsel noch durch das daraus entstandene Chicanery (trotz einer Spielzeit von gerade einmal 14 Minuten übrigens das nominell zweite Studioalbum der Kombo nach dem beinahe doppelt so langen Awake for Everything) wirklich etwas gravierendes geändert.
Dabei ist es aber anhand der sieben neuen Sperrfeuer-Attacken auch offensichtlicher als bisher bereits, dass alleine Bolm das Ventil dieser designierten Supergroup verdammt gut tut, indem er im Kontext von Hesitation Wounds nicht nur angepisster und rauer zu Werke geht als auf den jüngeren Werken seiner Stammband, sondern auch lyrisch über den persönlich-emotionalen Tellerrand hinausgehen kann, und vermehrt sozialkritische Themen ins Visier nimmt. Das bietet reichlich zusätzliches Sprengmaterial für das Pulverfass Chicanery.

Die Zündschnur der Platte ist entsprechend kurz, eine Detonation jagt atemlos die nächste. Viewing (Pt. 2) täuscht die doomige Walze an, finster und schwer, ist aber nur die Startrampe für das unmittelbar explodierende Paragons of Virtue, das über das Erbe von Deadguy und Cursed gallopiert, fies bollert und tackert, manisch bohrende Riffs später in einen massiven Groove schickt, der Heavyness aus permanent wechselnden Perspektiven begegnet.
Charlatan Fuck kennt dagegen in seinem rasanten Hardcore-Tempo die Stammbands aller Beteiligten und Double Bass-Blasts, Trending eskaliert sogar noch räudiger und reißt damit die Standard-Gangart der Strophe erfolgreich mit, zumal der catchy Twist gegen Ende ohnedies packend austeilt.

Spätestens bei At Our Best When We’re Asleep, an sich längentechnisch bereits ein Wachstumsprozess, stellt sich dann allerdings auch eine gewisse Gleichförmigkeit im Sound und Songwriting ein, die archaische Simplizität erweist sich phasenweise als schon sehr effektorientiert – bevor sich Hesitation Wounds im letzten Drittel etwas zu sehr in das metallische Fahrwasser von Touché Amoré begeben.
Der dreckige Punkrock von Hellevangelist ist insofern ein zweckdienlicher Katalysator um Druck abzubauen, bevor Ends (Pt. 3) als Epos der Platte stilistisch den Bogen zum Opener spannt, ihn ausführlicher weiterdenkt und gleichzeitig auf Awake for Everything begonnene Wege fortsetzt. Schade nur, dass der konzentrierte Ritt so abrupt abgedreht wird – und dass in den 13 Minuten davor zwar stets der Eindruck entsteht, es mit einer hochkompetenten Genre-Kombo (und prolongierten Live-Macht) zu tun zu haben, aber nicht mit dem überwältigenden, charakteristisch originären Spektakel, das man sich in seinen feuchten Fanträumen ausmalt.

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