Hereisaropegoodluck – Nothing to Write Home About
Nothing to Write Home About? Ex-Destroyer Destroyer-Gitarrist Michael Carroll dreht sich mit Brüllwürfel Brian Cole als kreativen Partner bei Hereisaropegoodluck keinen Strick zu und straft den Albumtitel mit einem ziemlich furiosen Debüt Lügen, das den Grindcore mit einer hintergründigen Math-Attitüde trainiert.
Ob nun das Sequencing auf Bandcamp oder jenes von Spotify das richtige ist, spielt eigentlich (ebenso wenig wie die Frage nach einer möglichen Get Up Kids-Referenz bei der Namensgebung) keine Rolle: in der gesetzten Klammer aus dem episch aufmachenden, geradezu dissodeathesk wütenden We’ve Howdied but Haven’t Shook und dem so zähflüssig heavy und rund abschließenden Eating Sorrow by the Spoonful presst Nothing to Write Home About seine Bestandteile so oder so – und da wie dort niemals willkürlich positioniert! – als enorm zielgerichteter Wirbelwind durch den Reißwolf, dreht den Chaos-Faktor brutal hoch und lässt die Texturen dahinter gerne groß und flächig aufragen, während die (programmierten?) Blastbeats manisch das Fauchen und Brüllen antreiben, muskulös und sehnig fetzen, rasend eskalieren und die Auslagen wechseln, um das Chaos des Grind quasi mit den Tugenden des Mathcore zu bändigen.
Da begegen Szenen wie bei Dillinger Escape Plan ebenso selbstverständlich wie Augenblicke, die von See You Next Tuesday stammen könnten. Und ein bisschen fühlt sich das auch wie ein Zeittunnel in die Jahre um Littered With Arrows an, dem mit einer gehörigen Portion Dynamik und Energie Feuer unter dem nostalgischen Hintern gemacht wird.
Nicht nur in Finding a Whisper in the Whirlwind arbeiten die Gitarren dafür als flächige Klanggebärde, bevor sie hibbelige Riffs in den Fleischwolf stürzen. Das mit dissonanter Ambivalenz flirtende As Full of Pains as an Old Window schichtet seine dicht stehende Lautstärke etwa zu Muskeln a la Weston Super Maim, die Arrangements in Down With the Snakes versprechen heroischen Wahnsinn bis zur übersteuernden Eskalation, bis der betörende Ausklang zum Durchatmen in den Ambient schielt. A Dead Snake Can Still Bite bekommt das Panorama eines dramatischen Scores und Pigs Get Fat, Hogs Get Slaughtered sphärische Fußnoten, Lies Like a Tombstone schimmert ätherisch und Not Worth Spit schwant episches. Die Songs schleudern immer wieder erinnerungswürdige Momente in den Mahlstrom, die Vocals geben sich so variabel wie eine Massenschlägerei aus unterschiedlichen Gewichtsklassen.
Dass diese symbiotische Verbindung der Genres seine Extreme hinter der Randale nicht so radikal hervorstreicht, wie es die Tendenzen anbieten würden, gibt Nothing to Write Home About allerdings stets das Gefühl mit auf den Weg, dass Hereisaropegoodluck ihre eigene Handschrift zwar schon bis zu einem gewissen Grad gefunden haben, diese aber noch nicht in aller Konsequenz als über den Pit hinausstrahlen lassen, die wirklich individuelle Identität deswegen noch nicht fokussiert ist.
Wirklich falsch falsch macht Nothing to Write Home About in seiner frenetischen, kurzweiligen und auch süchtig entlassenden Hatz dennoch praktisch nichts (und verdient deswegen trotz kleinerer Kinderkrankheiten eine aufgerundete Bewertung): Hereisaropegoodluck gelingt hier gewissermaßen aus dem Stand ein veritabler Kandidat für die Jahres-Listen in diesem Metier.
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