Helpless – Caged In Gold

von am 29. April 2022 in Album

Helpless – Caged In Gold

Fünf Jahre haben die Briten von Helpless gebraucht, um nach ihrem Debüt Debt von 2017 die Kräfte zu bündeln – und spuken nun mit Caged in Gold ein umso brutaleres, weit ausholendes Amalgam aus. 

Einen Gutteil der Zeit hat es wohl auch benötigt, um die neue Besetzung (Drummer Sam Trenchard und Bassist Simon Walker ersetzen Russell „Rusty“ Cleave sowie Steve Waldron um die einzige Konstante, Bandkopf, Sänger und Gitarrist Dan Couch) auf Linie zu bringen – und mit ihr den Plan, Debt durch einen „Mehr! Weiter!“-Masterplan einzukochen: Die Amplituden sollen im zweiten Anlauf zwischen Grind-, Math-, Sludge-, metallischen Hardcore-, Punk- und gar Blackened Death-Versatzstücken exponentieller ausschlagen, das allgemeine Gewicht schwerer zu tragen sein, der Griff an die Gurgel bestialischer ausfallen.
Die Spielzeit der einzelnen Songs ist deswegen merklich gewachsen, wobei ja gerade die Effektivität der kurzen Stücke des Debüts die markanteste Tugend der Band war. Ein Umstand, der nun als jene Art Wachstumsschmerzen verbucht werden kann, die für eine gewisse Ambivalenz sorgen.

Denn wo Caged in Gold nun ambitionierter zu Werke geht, bleibt das Songwriting des Trios grundlegend absolut nicht originell veranlagt und als weniger effektives Ventil kaum herausragende Ideen hängen lassend – auch keine genialen Momente provozierend, die die Band in die erste Liga der Szene katapultieren würde. Helpless destillieren 28 Minuten muskulöse Minuten voller aggressiver Riffs, angepisster Vocals und bis zum Blastbeat galoppierenden Drums, die sich roh und schnell, massiv und grimmig, nihilistisch und durchaus variabel aufgefächert für Support-Slots bei Cult Leader, Nails oder Yautja bewerbend: es überzeugen die generelle Attitüde in unterschiedlich gerichteten Facetten sowie ein konstant gutes Niveau ohne Ausfälle, das nichts falsch macht.
Ob nun rasendes Geballer mit dissonanten Schraffuren über verschiedene Stufen bis in den stoischen Stakkato-Death (Wraiths of Memory) oder der am Math mit apokalyptischem Eifer ins Chaos hakende Ringelspiel-Speed (The Empty Gesture) – alles hier zündet überzeugend, wenngleich mit dem Hintergedanken, das so ähnlich anderswo schon noch besser gehört zu haben.

Weswegen es an sich auch wenig faszinierend ist, wie Time Worship knackiger radikalisiert aufs Gaspedal tritt, der dreckig beschwörende Irrsinn von Focus Group Extraction stichelnd hyperventiliert, oder Unseen Servant gutturale und atmosphärisch pendelnde Ausflüge  betreibt – weil es schon auch symptomatisch ist, dass ein Simulacrum anfangs nicht so sehr von einem tollen Basfiff grundiert werden kann, um dann doch „nur“ typisch Anlauf zu nehmen und das obligatorisch ausblutende Finale The Great Silence einzuleiten. Meist war der Vorgänger eben besser darin, was er tat – und verspricht Caged In Gold oft mehr, als es das Album halten kann.
Die stärkste Phase gelingt Caged in Gold insofern in seinem Mittelteil und Herzstück. Dort grummelt Suppression rumorend als tollwütiger Noiserock, der alsbald hirnwütig fauchend eskaliert, damit Another Sunlight darauf in noch kompakter gehaltener Form schimmernd und pendelnd weitermachen kann, und Single File als nebulöse Jam-Collage den Drone Metal und ambienten Noise erforschen kann – und damit (als wären Helpless die Metz ihrer Szene) kompositionelle Schwächen einfach als formoffenes Stimmungsmorast untertaucht, der insgeheim nachhaltiger erwischt, als die offenkundig zulangenden Hassbatzen der Platte: Caged In Gold mag im Augenblick nicht begeistern, könnte aber elementar sein, um die Weichen für die Heydays der Gruppe zu stellen.

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