Helmet – Live and Rare

von am 5. Dezember 2021 in Livealbum

Helmet – Live and Rare

Die Veröffentlichung des dezent obskur selektierten Archivmaterials Live and Rare könnte ein Indikator dafür sein, dass Helmet fünf Jahre nach Dead to the World wieder die Motoren anwerfen. 

Womit sich Page Hamilton einen Bärendienst erwiesen haben könnte. Immerhin erinnert er mit dem ersten Livealbum seiner Band vor allem daran, wie atemberaubend gut diese war, bevor Helmet 2004 als Schatten ihrer selbst reaktiviert wurden: Wo die Zusammenstellung von Live and Rare doch mit einer gefühlt wahllosen Selektion zweier sehr kurzer Sets irritiert (die erste Hälfte der Platte wurde am 27. Jänner 1990 im CBGB aufgenommen, die zweite drei Jahre später am 24. Jänner 1993 in Melbourne), zeigen die beiden Auftritte eben auch ziemlich deutlich, weswegen diese Gruppe einst einen ikonischen Ruf hatte.

Die noch vor die Erstveröffentlichung von Strap It On auf Amphetamine Records datiert werden könnende Show im legendären Manhattaner Club zeigt dabei zum Einstieg eine noch näher am Hardcore verwurzelte Band, die ihren Noise Rock und Alternative Metal über einen grandiosen Spannungsbogen zum exzessiven Finale aus Sinatra und Rumble diktiert, eingefangen in einem schroffen, rohen und auch dünnen Soundbild, das Klangfetischisten mindestens die Nase rümpfen lassen wird, an sich aber eigentlich auch ziemlich gut zur unpolierten Spielwut der jungen Helmet passt.

Merklich fetter dann der folgende Auftritt beim Big Day Out, der Hamilton, John Stanier, Peter Mengede und Henry Bogdan auf der absoluten Höhe ihres Schaffens zeigt und die Signature-Hits von Meantime neben einem Melvins-Cover sowie dem Debütalbum-Stück Blacktop praktisch ohne eine Sekunde Langeweile im motorischen Stakkato hinauspresst.
Vor knapp drei Dekaden waren Helmet über die Dauer von vier brillanten Alben eben gefühlt immer mal wieder die beste Band der Welt. Weswegen ein vollwertiger, klanglich rundum überzeugender Mitschnitt eines Konzertes aus dieser Phase freilich noch besser gewesen wäre, als dieses ambivalente, jedoch praktikabel-unterhaltsame Doppel – man sich das Archivmaterial Live and Rare allerdings auch so gerne ins Regal stellt und beinahe im Zweckoptimismus verfällt, was bei einer seit 2019 in Angriff genommenen Studio-Rückkehr ja mit viel Fantasie möglich sein könnte.

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