Hellyeah – Welcome Home
Selbst wenn man grundlegend nichts mit dem Redneck-Metal von Hellyeah zu tun hat, kommt man um Welcome Home kaum herum: es ist schließlich die letzte Platte, auf der Vinnie Paul Schlagzeug gespielt hat.
Auf einem trotz allem durchaus kurzweiligen, weil enorm schmissig und abwechslungsreich an die kompetente Heavy Southern-Materie herangehenden Album lässt gleich der Opener auf die ersten Meter erstaunt mit der Zunge schnalzen. Da gelingt der Dienstleister-Supergroup augenscheinlich eine überraschend zwingende Groove Metal-Imitation aus dem Pantera-Lehrbuch. Doch schnell etablieren Hellyeah bereits hier, dass ermüdende Element der Kompositionen: Alle Bausteine und vor allem die catchy-penetranten Refrains werden bis zum Erbrechen wiederholt – und dann zur Sicherheit noch ein gefühltes Dutzend mal, bis man die harten Ohrwürmer auch bei zehn Promille schon im ersten Durchgang mitgröhlen kann.
Danach fällt die Welcome Home in das standardisierte Fließband zurück aus griffigen Melodien und zweckdienlichen Riffs, bietet rund um die variable Zuverlässigkeit von Sänger Chad Gray den festivalspezialisierten Baukasten in immer neuen Geschmacks(losigkeits)Richtungen samt steriler Überproduktionen und zumeist grotesk stupiden Texten (gefühlter Höhepunkt diesbezüglich: das poppige Perfect) hinter dem Metal Galaxy-tauglichen Artwork feil.
Oh My God ist fetter 2000er-Metal mit ärgerlichen Steroide-Effekten auf der Bassdrum – ein bouncendes Ungetüm, als hätten Mastodon das Erbe von Spineshank aufgegriffen. Black Flag Army ist etwas später praktisch der selbe Song, nur dass der ehemalige Mudvayne-Boss Gray seine Corey Taylor-Imitation halb am Rap und dann im atmosphärisch rauchigen Part noch stärker hervorstreicht.
Hätte Welcome Home seine Vorlieben für die Alternative-Charts und nachwuchernden Stilblüten des Nu Metal besser im Griff, wäre das sechste Studioalbum der Band eines ihrer besseren geworden: Wie viele Hooks hiervon auch mittelfristig hängen bleiben ist jedenfalls schon beachtlich – nicht immer im positiven: Gerade I‘m the One artikuliert seinen Hit-Rock mit einem derart billigen Vorschlaghammer-Refrain, dass die pure Übersättigung bis in die eigenen Albträume folgt.
In (oder unter) den richtigen Dosierungen kann das sein Handwerk (und Publikum) verstehende Welcome Home allerdings trotzdem Spaß machen – sofern all die störende Elemente ausgeblendet werden.
Der Titelsong geht in seinem Verlangen nach Hymnenhaftigkeit schon okay – bis traninge Streicher die Nummer penetrieren. Boy ist brachialer Rap Metal, der eine Reunion der Methods of Mayhem obsolet macht. Sky and Water ist dagegen eine gefühlvoll gemeinte Ballade, deren Klimpern und Schrammeln jedoch auch wegen der sülzigen Arrangements in einem emotionslosen Klischee-Meer auslaugen.
Als Abschluss gibt es Irreplaceble noch eine gut gemeinte Studiomitschnitt-Hommage an Vinnie Paul, wohl ohne Ansage: Stone Sour Schlagwerker Roy Mayorga hat (vorerst interimistisch) bereits seinen Platz hinter der Schießbude eingenommen. Was so passt: Man wird sich eher nicht aufgrund von Hellyeah an die Legende Paul erinnern – und definitiv nicht aufgrund dieser gar nicht zwangsläufig nur schlechten, aber in mehrerlei Hinsicht wirklich frustrierend unangenehmen Platte.
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