Heavy Blanket – Heavy Blanket

von am 19. Mai 2012 in Album

Heavy Blanket – Heavy Blanket

Wer meint, Gitarrengott J. Mascis spiele seine exaltierten Soli auf Dinosaur Jr. Platten noch zu songdienlich,für den stellen Heavy Blanket die Erfüllung aller feuchten Träume dar: 38 Minuten Non-Stop-Gekniddel über schweren Rhythmen vom virtuosen Nerd.

Wer hingegen meint, Gitarrenvergewaltiger J. Mascis vergehe sich schon bei Dinosaur Jr. zu selbstgefällig an seiner malträtierten Klampfe, der darf zu ‚Heavy Blanket‚ die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, weil eben: 38 Minuten Non-Stop-Gekniddel über schweren Rhythmen vom virtuosen Nerd. Ohne Punkt und Koma. Selbst die Unterteilung in sechs Songs ist da eher theoretischer Natur, manchmal kündigen sich die Übergänge kaum an, man ist sofort wieder drin in den schweren Bassriffs, der konzentrierten Schlagzeugarbeit: der ultratighten Bühne für Mascis. Der hat auf ‚Heavy Blanket‘ keine Lust auf seine lakonisch genölten Gesangsmelodien, verliert sich vollends in den wahnwitzigsten Gitarrenabfahrten und nimmt keine Rücksicht auf sein sonst so gefeiltes, formvollendetes Songwriting. Oder war „damals“ schlicht nicht daran interessiert.

Inwiefern die Hintergrundgeschichte zu Mascis neuem Vehikel neben Dinosaur Jr., Alben mit The Fog, Sweet Apple und The Witch (oder – mit Einschränkungen – zusammengefasst: seinen Soloalben) wahr ist und inwieweit nur hahnebücherne Pseudorechtfertigung für einen phasenweise arg selbstverliebten Psychedelic-Jam über Stoner-, Blues-, Country-, Rock- und Metalstrukturen, spielt dann eigentlich auch keine Rolle. Amüsant ist die Vorstellung dennoch, dass Mascis im Sommer 1984 – von Deep Wound desillusioniert – auf der Suche nach einer neuen Band gewesen und schlußendlich bei Johnny Pancake and Pete Cougar fündig geworden ist- zwei Jungs, die aus der schuleigenen Blaskapelle geworfen wurden, weil sie Gras aus einer Tube geraucht hatten. Dass es nie zu der veranschlagten Aufnahme eines Albums kam, verschuldete ein Swimmingpool Unfall von Pancake, der Umzug von Cougar. Dass es nun, 28 Jahre später dennoch ein Debütalbum gibt, welches nach der einzigen Demokasettenaufnahme der Band neu aufgenommen wurde, hat dann angeblich wiederum mit Mascis auf den Skipisten von Stowe zu tun, wo der aus dem Keller seiner Großmutter geworfene Pancake mittlerweile arbeitete und seinen zufällig vorbeifahrenden Musikerkumpel um eine Heavy Blanket Reunion anbettelte. Die Gefängnisse sind daraufhin schnell nach Cougar durchsucht, fündig wurde man im offenen Vollzug. Und ‚Heavy Blanket‚ stand plötzlich nichts mehr im Wege.

So hirnverbrannt das auch an den Haaren herbeigezogen klingen mag, potentiell möglich wären Dinge ie diese im kauzigen Leben des J Mascis natürlich. Dass ‚Heavy Blanket‚ letztlich auch genauso klingen, wie eine archetypische Grundvariante von Dinosaur Jr., denen kein Lou dreinreden zu versucht, spielt der originellen Entstehungsgeschichte nur zusätzlich in die Karten. ‚Heavy Blanket‚ klingt tatsächlich, als wäre es vor gut drei Jahrzehnten erdacht worden – im Mascis Universum könnte es allerdings genausogut letzte Woche an ausschließlich den repräsentierten 38 Minuten entstanden sein, welche die urwüchsigen Variationen um das zugedröhnte Mukkergewichse nun ausmachen. Ein rein instrumentales Inferno aus explodierenden Drumsalven, torkelnden Bassaufbauten und einem rasenden Mascis in erster Reihe. Keine Melodien, keine Hooks, eine reine in die Psychedelic abdriftende Leistungsschau, sechs gigantische Gitarrensoli. Dass es in manchen Momenten mehr Spaß gemacht haben muss ‚Heavy Blanket‚ aufzunehmen, als es so manchem Mascis Fan Freude bereiten wird, sie auch zu hören, darf man der Platte gerne vorwerfen. Für Alben wie dieses hat man die Luftgitarre erfunden.

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