Heaven’s Club – Here There And Nowhere
Das Deafheaven-Nebenprojekt Creepers spielt auf Here There And Nowhere nun unter dem wenig einfallsreichen neuen Banner Heaven’s Club weiterhin seinen soliden, aber unspektakulären Dreampop.
Als Heaven’s Club ist die Gruppe um Bandkopf Shiv Mehra und seinen Deafheaven-Kumpel Dan Tracy mit Nadia Kury, Chris Natividad, Ross Peacock und Luis Mayorga mittlerweile personell zum Sextett angewachsen, Produzent Andrew Oswald wird sogar als inoffizielles siebentes Mitglied gezählt.
Für diese Menge an Musikern klingt Here There And Nowhere allerdings erstaunlich dünn und blass, vielleicht ja intentional: „Heaven’s Club is the fog of memory and insubstantial fantasy. The songs reside in the liminal space between love and the end of suffering. They reach toward an ambiguous desire for peace – a deeply felt longing“ erklärt Mehra. Und meint damit neun sich generisch am Schaffen von My Bloody Valentine bedienende Songs, aus denen immer wieder die Kompetenz von Drummer Tracy heraussticht, und in denen der limitierte Sänger/Säusler/Anti-Texter Mehra in den besten Momenten wie ein melancholischer Schatten von Damon Albarn klingt – die abseits einer gefälligen Beiläufigkeit und der gepflegten Genre-Routine aber keine zwingenden Argumente im spannungsarmen Zirkel aus Dreampop, Shoegaze und Indierock anführen können.
Dabei hat Here There And Nowhere eine durchaus abwechslungsreiche Vielseitigkeit zu bieten. Die unverbindliche Single Mnemonic ist mit billig funkelnden Retro-Synthies ausstaffiert und liebäugelt mit Krautrock-Elementen, bietet psychedelisch gedachte Vocal-Overdubs, ein paar produktionstechnische Details und eine sehnsüchtige Gitarre, die weit entfernt an die gleißende Wärme von Deafheaven erinnert.
Dreamboat schraubt seine wahlweise dramatisch, stürmisch oder euphorisch gemeinte Gitarrenlinie mit nerviger Konsequenz immer weiter und höher voran, kommt aber nicht von der Stelle – dahinter spult die Band immerhin aber ermüdendes Pflichtprogramm, als würde sich vor allem Tracy schaumbremsen, um das dauerrepetierte Motiv nicht zu übertönen. Die richtige Balance aus Zurückhaltung, Fokus, latenter Kraft(losigkeit) und effektiv gewichteten Druck hat Heaven’s Club noch nicht gefunden.
Das gute Alone in Dresden rumpelt mit dängelnder Gitarre und profitiert wie auch die mit gruseliger 80er-Neonkante ätherisch aufgelöste Beinahe-Balladen Godiva enorm vom weiblichen, verwaschener Wechselgesang mit Kury, die der Ästhethik vortrefflich steht, während das wunderbar entspannt in die 60s wehende Great Thief wie eine verträumte Albarn’sche Skizze aus Slowdive-Winkeln anmutet.
Der spacige Titelsong der das anachronistisch flimmernde The Frail leben wie vieles hier ohne nachhaltig festsetzende Melodie vordergründig vom Kontrast der schwelgenden Konturlosigkeit, der plätschernden Lethargie im sphärischen Auftreten und dem hibbeligen Drums dahinter, wo das unbeschwert lockere Mother seine Keyboardteppiche wehen lässt und dazu gedankenverloren schrammelt – wie weniger catchy zündende Helen eventuell – bevor die entspannte Gitarrennummer Strange Times am Lagerfeuer Atmosphäre zu erzeugen versucht – aber schneller in Vergessenheit gerät als die bemühte Kategorisierung als „folk-tinged hushcore„.
So extravagant und speziell die Austauschbarkeit und das rundum solide Songwriting dieses Debüts durch derartige Formulierungen gemacht werden will, so baukastenfein funktioniert Here There And Nowhere letztendlich – nur charmanter. Den Nummern fehlt es zwar an der nötigen Energie, der inneren Aufgewühltheit und der Dringlichkeit, um das Potential ihrer Ideen tatsächlich packend zu inszenieren oder auf emotionaler Ebene mitreißend zu artikulieren. Doch als Nebenprojekt-Standard kann man Here There And Nowhere trotzdem guten Gewissens so machen und auflegen.
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