Hatebreed – The Divinity of Purpose
Hatebreed hat die knapp dreieinhalbjährige Plattenpause gut getan, den Fokus für das wesentliche in ihrem kompromisslos brutal-prolligen Bollo-Hardcore geschärft – spannend finden muss man die seit Jahren beste Platte der Amerikaner dennoch nicht (immer).
Anspruchsvoll natürlich ebenso wenig und sogar grundsätzlich nicht, stemmen Hatebreed doch nach dem selbstbetitelten Album 2009 – rückblickend wohl ansatzweise als das einzustufen, was man im Kontext der Band als „experimentell“ bezeichnen muss – mit dem Metal Giganten Nuclear Blast im Rücken eine Beinahe-Comeback aus der Hüfte, dass den Band-Schriftzug nicht klassischer platziert im muskulösen Nacken präsentieren könnte und ähnlich dem unterhaltsamen aber Fragen offen lassenden Coveralbum ‚For the Lions‚ Ursachenforschung in der eigenen Vergangenheit betreibt. Zumal nach neuen Kreativ-Ventilen wie Kingdom of Sorrow und ‚Jasta‚ (2011) der Blick bis zu den Anfängen der Szenekönige aus Connecticut frei geworden ist.
‚The Divinity of Purpose‚ spannt den Bogen also zurück bis zur anhaltenden Messlatte ‚The Rise of Brutality‚, schielt über die Kompaktheit von ‚Perseverance‚ phasenweise gar bis ‚Satisfaction Is the Death of Desire‚: Hatebreed haben ihre knallharten Hardcore- und Punkwurzeln im Visier und nehmen dabei keine Gefangenen. Beinahe jeder Song drischt (endlich wieder) derart aggressive Gangshouts aus den Boxen, dass einem Angst und Bange werden kann und muss. Stakkato-Riffs schlagen sich wüst und markant samt der Gewissheit auf die angespannte Brust, schon einmal variantenreicher gewütet zu haben, aber sei es drum!, martialische Moshparts reihen sich im Geschwindigkeitsrausch an fiese Breakdowns, ‚The Divinity of Purpose‚ ist ein einziger In-die-Fresse-Moment geworden.
Und weil das Bremspedal schon mal abmontiert ist reißt das Quartett nicht nur ‚The Language‚ gleich soweit gen ‚South of Heaven‚, dass der Thrash in den versammelten 38 Minuten permanent in attackierbare Nähe kommt – das tatsächlich allgegenwärtige „Slayer-Feeling“ der Gitarren mutiert mit der bis in die klinische Sterilität aufpolierten Produktion freilich zu einem wenig dreckigen Rundumschlag mit teuflischer Note, vielmehr bewerben sich Songs wie ‚Boundless (Time To Murder It)‚ eher für die nächste Arena-Tour mit Slipknot und Konsorten.
Dennoch prügeln Hatebreed in dieser Gangart einige der zweckdienlichsten respektive besten Songs seit langer Zeit aus ihrem nach wie vor limitierten Songwriting: ‚Indivisible‚ versucht Melodieansätze mit rasendem D-Beat in den Pit zu drängen, ‚Honor Never Dies‚ ist eine Verbrüderungshymne mit fettem Groove und episch heulender Leadgitarre, die eigentlich ausgelutschte Stop-And-Go-Dynamik von ‚Bitter Truth‚ zündet aufgrund der eigenen Zielstrebigkeit und das galoppierende Moshcore-Inferno ‚Dead Man Breathing‚ hat genug Slayer aus den 1980ern gehört um zum prägnantesten Song von ‚The Divinity of Purpose‚ zu werden.
Das Grundproblem, welches das sechste Studioalbum der Band anstandslos bereiten kann fußt deswegen wieder in genau dem selben Keim, aus dem Hatebreed seit jeher auch die bedingungslose Verehrung beziehen, die ihnen seitens ihrer treuen Anhängerschaft entgegenschlägt: eigene Blaupausen werden wenig nuancenreich bis plump abgeschrieben, mehrwertfreie Elemente wieder aufgekocht. Neue Facetten können Dauer-Brülllmonster Jasta und seine ihre Instrumente mit Testosteron vollpumpenden Mitstreiter ihrem Trademark-Sound keine abgewinnen – Trumpf und Achillesferse gleichermaßen.
Hatebreed-Songs bleiben in ihrer generellen Ausrichtung stumpf nach vorne gehend, bedingungslos und beinahe blind wütend, die Standard-Kampfansagen in der textlichen Kernaussage ermüdend repetitiv (etwa: „Ich gegen alle“/“Die gegen mich“/“Alle gegen Alle“/“Bleib standhaft“/ „Lass dich nicht unterkriegen“/etc.) und letztendlich wurde seitens der markerschütternden Rabauken offenbar bereits zwischen 2002 und 2003 alles Essentielle gesagt.
Dass ‚The Divinity of Purpose‚ trotzdem ordentlich Bock macht – das ist eben das Hatebreed-Phänomen, so simpel wie effektiv. Weil man manchmal lieber mit dem Panzer durch die Straßen fahren würde als mit dem Fahrrad. Für gewisse Momente gibt es weiterhin sicherlich besseres, aber immer noch kaum etwas zielführenderes und effektiveres als diese so beispiellos randalierenden Kotzbrocken aus dem blutenden Auffangbecken aus Metal und Hardcore.
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