Hamilton Leithauser – This Side of the Island

von am 16. März 2025 in Album

Hamilton Leithauser – This Side of the Island

Nominell firmiert This Side of the Island als das dritte richtige Soloalbum von Hamilton Leithauser. Ähnlich wie schon Dear God (mit Paul Maroon) und I Had a Dream That You Were Mine (mit Rostam Batmanglij) ist es insgeheim aber eine Kooperation – mit Aaron Dessner und Anna Stumpf.

Um zu erklären, warum dem so ist, muss der bald sein 47. Lebensjahr abschließende Wahl-New Yorker Leithauser zurückblickend ausholen, um die Geschichte von This Side of the Island zusammenzufassen: „I worked on it for eight years… yes, 8. Barack Obama was president when I recorded the piano for the first song. I mostly wrote and recorded it at my home studio, and the entire record is produced by myself and my wife Anna, while seven songs are also produced by my friend, the amazing Aaron Dessner. To be honest, after I worked with Aaron I remixed the other two with his input in mind, so his fingerprints are really on the whole thing! I can’t thank Anna and Aaron enough for their input, I couldn’t have finished without them. I bounced ideas off Anna for 8 years and I know I drove her insane. When I had finally gotten to the point where I didn’t know which end was up, and I think maybe Anna was thinking about throwing me out of the house, I drove upstate last Spring to visit Aaron at his beautiful Long Pond Studios. We listened through to all the songs, and he offered immediate, clear and supportive ideas that finally brought the record over the finish line.

Soviel zur Entstehungsgeschichte einer Platte, deren Form und Inhalt sich im Laufe der Zeit gewandelt haben – bei der letztendlich aber ein paar gravierende Punkte unverrückbar im Koordinatensystem des ehemaligen The Walkmen-Frontmannes bleiben.
Leithauser unterstreicht etwa neuerlich, einer der besten Sänger seiner Generation zu sein. Mit einer unverwechselbaren Stimme, die so charismatisch und sympathisch in ihren Bann zieht und fesselt, wie sie mittlerweile verletzlich in Nahbarkeit croonend eine weiche Schulter zum Anlehnen bietet.
Auch ist er selbst ohne seinen ehemaligen, kongenialen Bandkontext einmal mehr für den einen oder anderen herausragenden Song gut. Auf This Side of the Island ist das als klares Highlight Knockin’ Heart. Ein polternder Instant-Ohrwurm, den Leithauser durch den supercatchy ausholenden Refrain zum waschechten Hit wuchtet.

Hinter dieser Sternstunde ändern die aufgefahrenen 30 Minuten Gesamtspielzeit aber nichts daran, dass Leithausers nominellem Solo- oder Kooperations-Material in der Post-Walkmen-Welt in Summe der geniale Funke abgeht, und sich sein Output in einem hochqualitativ soliden Niveau einpendelt.
Fist of Flowers installiert den (neben dem generell schön entspannt rumpelnden Groove) markanten Bass-Sound der Platte und das insulare, phasenweise folkig angehauchte Narrativ von Dessner, derweil die „But God, I wish you were here with me„-Hook als eine klassische Leithauser-Intonation sofort hängen bleibt. Wiewohl das Potential der Nummer drumherum einfach nicht zwingend eingefangen wird – durchaus symptomatisch für ein gemütlich keinerlei Risiko außerhalb der Komfortzone eingehendes Album im Ganzen.

So plätschert das Geschehen im Verlauf um eine nette Nonchalance in den lässigen Arrangements mit Bläsern, Backing-Ladies, „duu duu„s samt unverbindlich am Strand klimpernden und schrammelnden Eingängigkeiten. Das Songwriting umschifft packende Melodien stets jenseits der Belanglosigkeit, bleibt charmant und angenehm. Die optimistische Leichtigkeit trägt die Atmosphäre, gemütlich schlendernd und gefällig, bis der Titelsong-Closer als beseelte Aufbruchstimmung smooth stampfend ein sich anschmiegendes Warten auf eine nie eintretende Klimax ist: exemplarisch unterwältigend, aber deswegen nicht schlecht. Sondern schneller vergessen als notwendig, gleichzeitig nicht so reizvoll wie möglich: soll das jetzt alles gewesen sein?
Selbst wenn man das wie eine Urlaubsplatte im Leithauser-Kosmos daherkommende This Side of the Island danach ähnlich gerne mag wie seine Vorgängerwerke – auch, weil das Album per se wenig falsch macht – bleibt es doch auf eine vergleichbare Weise unpointiert und vielleicht sogar egaler, als man das mit Fanbrille wahrhaben möchte.

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