Guardian Alien – See the World Given to a One Love Entity
von Oliver am 22. Juli 2012 in Album, Heavy Rotation
Greg Fox hat die Brooklyner Black Metaller von Liturgy nach deren fabulösen ‚Aesthethica‚ bekanntlich verlassen. Seine aktuelle Band Guardian Alien zeigt nun einen ganzen Song lang wieder warum: Ihm ist das Korsett wohl zu eng geworden.
Mehr als dieser eine Song ist da auch nicht, auf dem zweiten offiziellen Guardian Alien Release nach dem letztjährigen selbstbetitelten Debüt, dem ersten auf Thrill Jockey – dafür dauert der einzige „Song“ aber auch geschlagene 38 Minuten. 38 Minuten, in denen Ausnahmedrummer Greg Fox ganz klar im Rampenlicht steht, sein Schlagzeug formt beinahe jede Sekunde, ist manchmal unweit von Liturgys Blastbeatfeuerwerk unterwegs, stellenweise also bestialisch flott im nordischen Black Metal , dann wieder progressiv die Eile wegnehmend dort, wo schon ‚Aesthethica‚ den Math hinter hippen Kunstanspruch geprügelt hat, dann wieder im aufbauenden Jammodus. Guardian Alien gehen einige Schritte weiter als andere Bands, wer gedacht hatte, dass die vielgeschmähten Liturgy bereits ohne Scheuklappen wüten würden, den belehrt Fox hier eines besseren.
Schafe blöken und Vögel zwitschern, orientalische Soundflächen breiten sich unter dem immer schneller werdenden Drumming aus, irgendwann bricht sowieso wieder die Hölle los, zieht sich zurück, ‚See the World Given to a One Love Entity‚ ist ein wellenförmig wachsender Klangkosmos mit Ebbe und Flut geworden, eine Black Metal Version von Postrock, wenn man so will. Vielleicht sogar das hippieske Album, das man hinter dem Cover erwarten kann. In den ruhigen Momenten strahlt dieses eine geradezu spirituelle Affinität zur Weltmusik aus, anderswo wird es zur Trip-Oase und Jam-Ekstase, psychedelisch flirren Muster von Drone und experimentellen Sounds umher – und eben ein versierter Fox, der sich die gesamten 38 Minuten über keine erkennbare Pause gönnt.
Trotz des gerichteten Spotlights sind Guardian Alien trotzdem Band- und nicht Soloprojekt: Sänger Alex Drewchin streut neben entrückten Wehklagen Synthieflächen ein, Eli Winograd unterbaut den Schlagzeugsound am tief im Untergrund grollenden Bass, Turner Williams Jr. drückt mit seiner Bhahi Baaja, einer elektronischen Zither, den markanten zweiten Stempel auf, wo sich der einzige neben Hunter Hunt-Hendrix noch im einstigen Liturgy-Quartett verbliebene Bernard Gann auch in Fox’s neuer Band an der Gitarre einbringt, aber konkreten Riffs fern bleibt. Sie alle stemmen ein faszinierendes Gewächs ohne offensichtliche Grenzen und Limitierungen, eine pure Klangmediation. Mit augenscheinlich sogar vielversprechenderen Zukunftsaussichten als Liturgy sie momentan haben.
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Tags: Ambient, Black Metal, Experimental, Jam, Musik, Oriental, Post Rock, Progressive Metal, Progressive Rock, Rezension, World Music Print article
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