Grayshape – This Is Out Of Body
„Fast, in your face, chaotic, post-hardcorey goodness with creamy center.“ klassifizieren Grayshape ihren Sound – tatsächlich ist This Is Out of Body aber vor allem pures, unkaschiertes Every Time I Die-Worshipping.
Wer mit dem Standpunkt kommt, dass eine derart dreiste Identitäts-Kopie, wie die Band aus Baltimore sie (vielleicht mit einer minimalen Prise Chariot und Stray Away From the Past in der eklektischen DNA angereichert) derzeit praktiziert, per se jeder Existenzberechtigung entbehrt, hat auch knapp eineinhalb Jahre nach dem Ende von Every Time I Die (und justament zum Start der ersten Tour von Better Lovers) vielleicht nüchtern betrachtet alle argumentativen Trümpfe in der Hand – angesichts von This Is Out of Body allerdings nicht unbedingt die Deutungshoheit in der Diskussion: So direkt und schamlos Grayshape ihre Vorbilder imitieren, so gut gelingt ihnen diese Verneigung allerdings auch.
Gehen die knapp 19 Minuten der zweiten Grayshape-EP (im Gegensatz zu Good Culture von 2021, weil dort die Vocals weniger direkt Keith Buckley adaptierten) vielleicht ästhetisch selten über den Status als Tribute hinaus, macht das Quartett ohne relevante Eigenständigkeit im Umkehrschluss tatsächlich auch wenig falsch: wenn die unerreichbaren Every Time I Die schon blaugepaust werden müssen, dann bitte so!
Das Songwriting von This Is Out of Body ist jedenfalls unterhaltsam, kurzweilig und fesselnd, die Performance zwingend und technisch versiert, wenn chaotischer Mathcore mit feister Rock-Attitüde keinen Hehl aus der Liebe seines Lebens macht, starke Riffs und Rhythmen mit einem steten Hang zur breitbeinigen Catchyness Purzelbäume schlagen, und zahlreiche tighte Szenen den Level der ersten EP (auch ohne überragende Genieblitze) substanziell noch einmal anheben, vor allem aber passt die hungrige Energie.
Dass die sechs Songs rund um das formidable Titelstück wie veritable Every Time I Die-B-Seiten klingen, ist so auch als absolutes Kompliment zu verstehen, wo der Griff zum Vermächtnis der Buffalo-Legende freilich stets naheliegender ist, als der zu This is Out of Body.
Dennoch kann man mit Welpenschutz-Bonus zwischen den Punkten liegend wertungstechnisch aufrunden, wenn Ghost on My Place mit latentem Post Grunge-Vibe am Ende auch noch individuelle Färbungen für die Zukunft in Aussicht stellt, und durchaus spekulieren lässt, ob sich der Status von Grayshape zu einem Methadonprogramm in ähnlicher Relation entwickeln könnte, wie sich letlive. einst zu Glassjaw verhielten. Oder um noch deutlich für die schon aktuellen Qualitäten dieses Kurzformates zu votieren: This Is Out of Body macht tatsächlich mehr Bock als die relative Enttäuschung von God Made Me an Animal – und lässt nicht nur deswegen seine dezitierte Existenzberechtigung ganz wunderbar rotieren.
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