Grave Upheaval – Untitled (II)
Während die ebenso mysteriösen Landsmänner und mutmaßlichen Kumpels von Portal mit Ion abermals herausfordernd mutiert sind, und der Caverncore spätestens mit dem Tchornobog-Debüt vergangenes Jahr eigentlich ohnedies Frischzellenkur und Todesstoß gleichermaßen verpasst bekommen hat, stagnieren Grave Upheaval mit ihrem Zweitwerk in einer zuverlässigen Death-Doom-Sogwirkung.
Die Tatsache, dass sich in den fünf Jahren seit ihrem Debüt in stilistischer Hinsicht nichts (!) bei den Australiern getan hat, tragen die versammelten 58 Minuten praktisch auf den Fahnen: Auch das zweite Album der Band ist Untitled, wieder werden die Songs nur durchnummeriert, und die Personalie des Duos Ignis Fatuus (Drums) und Omenous Fugue (wahrscheinlich Brad Lee Loong an der Gitarre) bleibt im okkulten Nebel vor diesem mitternächtlichen Kadaver verborgen.
Folgerichtig setzen Grave Upheaval ihren kreativen Weg abseits der Form auch inhaltlich nahtlos fort, haben die Vorhänge höchstens noch einmal um ein Quäntchen fester für die Finsternis zugezogen, bewegen sich jedoch weiterhin typisch mit heiser geröchelten Tektonik-Growls und verrauschten Drone-Gitarren im Caverncore-Spannungsfeld aus entschleunigtem Funeral Doom sowie über Blastbeats tackernden Black/Death Metal im produktionstechnischen Nimbus.
Wobei Spannung definitiv das falsche Schlagwort ist: Untitled (II) ist eine Platte, die ausnahmslos über die eindringlich kreierte, beklemmend luftdichte Atmosphäre funktioniert, abseits davon aber (bewusst) wenig zu entdecken bietet.
Schließlich bewegt sich das triste Songwriting keinen Millimeter aus seiner Komfortzone. Mehr noch: Grave Upheaval setzen über acht Nummern genau genommen praktisch keinerlei Akzente, um den charakteristischen Sound differenzierter zu variieren, geben keine Konturen oder Strukturen vor – selbst rasender keuchende Giftpanschereien wie II-III mit seinem sakralen Überbau stechen höchstens unter dem Mikroskop aus dem Gefüge.
Das Ergebnis ist ein Album, das abseits der Masse im Detail keine erinnerungswürdige Szene an sich bietet, viel eher immer wieder nur lose zwischen den beiden Grundtempi wechselt, ohne dafür die Stimmung grundlegend zu ändern.
Untitled (II) folgt so einer unheimlich(en) Gleichförmigkeit und auslaugenden Monotonie, an der man sich über die zu ausführliche Spielzeit bei falschem Konsum schnell satt hören kann, die aber eben gerade durch diese Konsequenz auch ihre Qualitäten hat: Grave Upheaval ziehen einmal mehr über die klaustrophobisch-morbide Ausstrahlung in ihren Bann, entfalten mit hypnotischer Kohärenz eine Tiefenwirkung, in die man sich unter den richtigen Rahmenbedingungen wie in einem garstig meditativen Ambientalbum verlieren darf. Dass die Australier diese Schiene an sich sogar konsequenter umsetzen, als noch auf dem Erstling, und Untitled (II) wohl nur in aller Einsamkeit bei Nacht goutiert seine wahre Stärke und Faszination entfaltet, ändert jedoch nichts daran, dass die Wirkung ohne eine nötig gewesene Destillation jedoch auch etwas zu beliebig verpuffen lässt.
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