Grandaddy – Blu Wav

von am 17. März 2024 in Album

Grandaddy – Blu Wav

Sieben Jahre sind seit dem Comeback-Album Last Place (nebst einiger seitdem veröffentlichter, auch kontroverser Compilations) vergangen. Zeit, in der auf den Tod von Bassist Kevin Garcia erst ein neuerlicher Hiatus folgte – und nun, mit Blu Wav, ein abermaliger Neustart für Grandaddy steht.

Darauf verschwinden die Grenzen zu Jason Lytles Solo-Diskografie endgültig (dafür reicht alleine ein Blick auf die den Band-Kontext hinter sich lassenden Credits) – wenn auch nicht wirklich, wie es der (für die astrale Ästhetik der Platte doch irgendwie ziemlich gut passende) Titel des offiziell sechsten Grandaddy-Albums in rund 32 Jahren suggeriert, zwischen den stilistischen Anhaltspunkten Bluegrass und New Wave.
Vielmehr bewegt sich der 54 jährige Lytle auf dem mit Abstand ruhigsten, auch unspektakulärsten und auf radikale Kontraste verzichtenden Werk unter dem Grandaddy-Banner in einer sanften  Slowcore-Psychedelic-Indie-Pop-Blase, die wie in Long as I’m Not the One auch latente Country-Ahnungen zulässt und darüber hinaus in den Nuancen ziemlich oft in etwa so klingt, als hätten Band of Horses (wenn auch ohne derartiges Sternstunden-Genie mit Klassiker-Potential) ihr eigenes Sea Change aufgenommen.

Oder, als wären Grandaddy mit meditativer Kontemplation in einen Zustand der unaufgeregten Transzendenz verfallen, der wirklich niemandem mehr etwas beweisen muss – dafür aber in der Entfremdung von der restlichen Welt ganz bei sich selbst angekommen ist.
Mal schunkelt ein You’re Going to Be Fine and I’m Going to Hell im Weltraum, dann entwaffnet der relative Pop von Watercooler sofort, doch wächst Blu Wav vor allem ohne große Brimborium nach und nach nebenher, subversiv. Wo auf den ersten Blick kaum etwas hängen bleibt, sind die 44 Minuten in Summe stets verführerisch genug, um konstant anzuziehen, mag das auch nur angenehm im Hintergrund plätschernd sein.

Unaufgeregt, verträumt und entspannt ist Blu Wav auf eine einfache, wenig sachliche Weise schlicht schön und zeitlos. Eine elegante, milde Liebhaber-Platte für den Herbst der Karriere. Das als an der Grenze zur gleichförmigen Egalität schwelgende Nonchalance einzustufen ist freilich einfach – doch weil Songs wie das klavierstimulierte East Yosemite oder das akustisch zurückhaltende Nothin‘ to Lose im richtigen Moment den Hebel ansetzend durchaus die eigene emotionale Welt aus Angeln geben könnten, ist Blu Wav eher in der Schnittmenge aus Subtilität, Charisma, Können und Klasse zu verorten. (Wofür es zuversichtlich auch ein wohlwollndes Aufrunden zwischen den Punkten bei der Bewertung gibt).

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