Gracie Abrams – Good Riddance
Aaron Dessner erwähnt gerne, wie einfach die Zusammenarbeit mit der von Taylor Swift durchgereichten Gracie Abrams ihm doch fällt. Diese konflikfreie Reibungslosigkeit hört man dem ebenso reizend netten wie auch reizlos egalen Good Riddance durchaus an.
J.J. Abrams‘ Tochter Gracie singt gerne, während Taylor Swift nach Folklore und Evermore auf Midnights stilistisch ein klein wenig weitergezogen ist. Wäre doch schade, wenn man diese Konstellation samt dem offenbar nach wie vor ungesättigten Markt im Windschatten der allgegenwärtigen Phoebe Bridgers mit den richtigen prominenten Verbindungen nicht ausnutzen würde.
Vielleicht ist es falsch, es sich derart leicht zu machen, um die Existenz Good Riddance herzuleiten (alleine schon weil die Zusammenarbeiten von Gracie mit Dessner auf dem wenig Aufmerksamkeit erregenden Doch-Nicht-Debütalbums This Is What It Feels Like -„billed as a “project” so that she can become more famous before releasing her “debut album“„- merklich vorteilhaft war) – falsch fühlt sich diese Interpretation deswegen allerdings nicht an.
Schließlich klingt Good Riddance nahezu ausnahmslos so – wie der kompetent imitierte (nein, nicht Wish-)Trittbrettfahrer zu den beiden Swift-Alben von 2020, der auf dem exakt selben Sound aus sanft verhuschten Rhythmen, weichen Synths, schüchternen Klavierlinien und wattierten Gitarrenspuren setzt, und Dessner wohl doch wieder als sehr limitierten Kooperationspartner brandmarkt, wenn nicht nur ein Full Machine wie die weitere Variation jener längst durchdeklinierten Formel klingt, die vage The National-Spuren in den konturlosen Komfortzonen-Rahmen aus wohltemperierten Contemporary Folk mit elektronischen R&B-Tupfern schmückt. Gibt freilich trotzdem weitaus schlechteres, als diese Verortung.
Doch liefert Abrams nicht die Substanz, um diese risikofreie Hülle zu füllen – geschweige denn gelingt es ihr, dieser Schablone einen eigenständigen Charakter verpassen zu können. Schließlich ist die unaufdringliche Stimme, mit der die 23 jährige verträumte, gefällig-eingängige Melodien in den Äther haucht, grundlegend zu harmlos und austauschbar, auch eindimensional und gerade auf die zu ausführliche Lange der Gesamtspielzeit ohne nennenswerte Amplituden einfach gleichförmig – wiewohl paradoxerweise vor allem die frontaler eingesetzten Hooks wie in den eine relative Aufbruchstimmung zeigenden I should hate you, Amelie, Difficult oder The Blue in der beibehaltenen Passivität einen fast ärgerliche Spagat zwischen Langeweile und penetranter vorgetragener Egalität wagend: die brüchige Intimität und Fragilität wirkt wie Pastiche.
Wo das austauschbare Songwriting in der kantenlosen Simplizität so wie ein rein auf die Ästhetik ausgerichter Aufguss ausnahmslos geborgter Elemente agiert, bleiben auch noch die Inhalte als Ansammlung aus Plattitüden ohne jedwede emotionale Intensität, banal und klischeehaft, 08/15-Beziehungs-Tropen für den Hintergrund des H&M-Einkaufs – zugegeben meist wirklich nicht unangenehm, auch durchaus authentisch, dazu die meditative Melancholie der Atmosphäre mit ruhiger Zurückhaltung und Milde auch wirklich schön bedienend (weswegen eine Aufrundung zwischen den Punkten auch vertretbar ist, zumal die 52 Minuten der Platte ja auch nicht per se schlecht sind und gerade der Opener Best auch Potential für die Zukunft zeigt). Doch sofern man an Musik einen originären oder zumindest kreativen Anspruch stellt, rutscht Good Riddance bei allem Wohlwollen doch zumindest in die redundante, wenngleich tatsächlich ausfallfreie Egalität.
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