Gouge Away – Stray
Zur Feier des ersten Jubiläums ihres tollen Zweitwerkes Burnt Sugar überarbeiten die Senkrechtstarter von Gouge Away gemeinsam mit Produzenten-Ass Jack Shirley das Teilstück Stray zu einer ausformulierteren Single.
„This is a project we made for ourselves that we wanted to share with you“ erklärt die Band und lässt viereinhalb Minuten später kaum Fragen offen, weswegen Stray nicht zuerst ein Dienst am puristischen Fan sein soll: Die neu akzentuierte Single zweigt stilistisch nicht restlos von der üblichen Gangart der bisherigen beiden Gouge Away-Alben ab, führt das Quasi-Titelstück von Burnt Sugar aber im stark gedrosselten Tempo weiter zum noisigen Indierock, irgendwo zwischen die Breeders sowie dem Erbe von Sonic Youth und Fugazi.
Das beginnt mit plingenden Gitarren, schwelgt dann mit melodiöser Schieflage und etwas mehr Zug in einen immer wieder postpunkig zusammengerotteten Rhythmus, der an Fahrt aufnimmt, aber die über zwei Minuten aufgebauten Spannungen leider einfach nicht entladen kann. Zwar bratzen die Gitarren irgendwann stärker und Christine Michelle singt in leiernder Intonation auch lauter, doch die Nummer klingt ohne Exzess beruhigt aus und beendet die getragene Verträumtheit so ziemlich unspektakulär.
Die Änderungen zum Original sind also an sich absolut überschaubar und drücken sich im Grunde alleine dadurch aus, dass jeder Part der Nummer ein bisschen mehr Raum zum Wachsen bekommen hat, doch die Auswirkung sind allerdings zwischen den Zeilen deutlich spürbar.
Gouge Away mäandern eingängig und lassen ohne einen zwingenden Klimax oder den Kontext restlicher Songs nicht die nötige Energie entstehen, um bedingungslos zu packen. Dazu kann Michelle ihre bisweilen lethargisch anmutende Stimme in dem weniger angriffslustigen Ambiente gefühltermaßen (noch) nicht trittsicher genug in Szene setzen, obwohl ihr der leicht verführerisch-dösende Singsang an sich steht. Doch die Gitarren wollen zu wenig und die Stimme fordert nicht genug, der Song hätte bis in den Postrock ausbrechen können, um sein Potential nicht nur zu skizzieren. In den schwächsten Momenten wirkt Stray deswegen auch ein bisschen gelangweilt von sich selbst, meistens aber eher wie ein nicht konsequent genug ausformulierter Entwicklungsschritt in eine mögliche Zukunft der Band jenseits des Hardcore.
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