God Complex – He Watches in Silence

von am 25. Februar 2025 in EP

God Complex – He Watches in Silence

God Complex haben sich doch noch einmal zusammengerauft und legen vier Jahre nach ihrem als Schwanengesang deklariertem Debütalbum mit He Watches in Silence mehr als nur ein Comeback-Zertifikat aufgenommen. 

Tatsächlich ist es nämlich so, dass die Band aus Liverpool auf hier nun so nahe wie nie zuvor an ihrer eigenen Ideallinie des Metalcore zu arbeiten scheint. Praktisch jedes Element – vom Gebrüll über das Songwriting bis hin zum Sound – nimmt die schon auf To Decay in a Deathless World artikulierten Tugenden, hebt sie aber allesamt auf eine höhere Ebenen.
Als würden God Complex nun stets ohne Firlefanz wie melodische Klargesang-Sprengsel stets ans Eingemachte gehen, ihren Kern konsequent brütend freisprengen, legt die Oldschool-Tendenz der Breakdowns und massiven Grooves eine kurzweilige Varianz an den Tag, und drückt ohne Unterlass aggressiv und brutal in die Wunde der eigenen Existenzgrundlage.
Gerade der stimmlich merklich gewachsene Harry Rule attackiert dafür am Mikro mit einer bösartigen Vehemenz, die im Deathcore-Grabenkampf des rumorenden Ba’al’s Trick mündet, das grunzend am Gaspedal steht, und die Kampfzone der Band auch über eine veritable Kraftprobe hinausgehend ausweitet: ein Karriere-Highlight!

Und bedeutend schwächer ist auch das Drumherum nicht. Erik Bickerstaffe hat den Briten dazu fabelhafte Produktion auf den Leib geschneidert – roh und grimmig, mit viel Fleisch auf den Rippen, aber einer sportlichen Ruhelosigkeit, rauen Gitarren und den prägnanten Snare- und Bassdrum-Klängen. So ungestüm, wild und kontrolliert, als hätte man es mit einer bestialischen Version von Loathe zu tun.
So wirbelt gleich Salt and Ash knüppeldick ballernd und schwingt sich Depraved Idol zur grindigen Tempo-Hatz mit blank liegenden, fauchenden Nerven auf, die sich episch auszubreiten beginnt und im Finale so breitbeinig rockend auf der Bremse steht, dass das wohl auch Metallica abnicken würden.
Der Abgang von He Watches in Silence fetzt mit The Judge dagegen betont rasant (in nur 57 Sekunden) zum Beatdown, bevor Flooded Lungs im Highspeed planiert und sich dann im Slo-Mo-Modus majestätisch schunkelnd ins Fade Out verabschiedet. Und plötzlich ist dieses Comeback, mit dem man gar nicht mehr rechnen musste, nach nur 12 Minuten viel zu abrupt beendet.


Print article

Kommentieren

Bitte Pflichtfelder ausfüllen