Geese – 4D Country
Alt-Country, Southern Indie Rock, Art- und Post Punk sind nicht das Limit, sondern Katalysator: Geese halten sich auch auf 4D Country, einem essentiellen Nachtrag zu ihrem aktuellen Quantensprung-Album, nicht zurück.
Eigentlich ist es sogar so, dass sich 4D Country wie das Sahnehäubchen auf dem Viele-Zutaten-müssen-den-Brei-nicht-zwangsläufig-verderben-Leckerbissen 3D Country anfühlt: zumindest vier der aufgefahrenen fünf Songs wären nämlich durchaus als Highlights auf dem großen Album-Mutterschiff gewesen – womöglich funktioniert aber auch nur der Fokus in diesem kompakteren Rahmen besser?
Für die zweite These spräche, dass der Titelsong der EP eine ausführlichere Version des Titelsongs des Albums darstellt, indem Geese hier nun nach den twangy Strokes-Relaxo-Groove zur Mitte hin irgendwann in den avantgardistischen Jam ausfransen, bevor sie die Fäden der bisher bekannten Darstellung hinten wieder aufnehmen und damit wahlweise auch einen latent redundanten Raum aufgetan haben. Richtiger aber ist: man kann beide Interpretationen dennoch ansatzlos ziemlich klasse finden.
Für die erste Feststellung spricht dann allerdings sicherlich das restliche Material. Das Wechselspiel aus Kopfstimmen-Soul im sexy Prince-Fisteln und tieftönendem Magengruben-Sehnen im smooth abgedämpften Aushängeschild Jesse ist auf irrwitzige Weise absolut spitze, Art of War stürzt sich mit einer seltsam entrückten Coolness in einen munteren, rhythmischen Husarenritt, schlichtet den ansteckenden quirligen Tumult und deklariert hingebungsvoll „I’m in love with your frozen heart“ bis das Herz blutet, und Killing My Borrowed Time könnte als zugänglichste, leichtverdaulichste Nummer der Band seit langer Zeit womöglich in einer anderen Realität dort für milden Sonnenschein sorgen, wo sonst die Eels verhältnismäßig unbeschwert wandern.
In Space Race liefert Cameron Winter danach, so friedlich und ruhig beginnend, seine bisher wohl eindrucksvollste gesangliche Leistung, mutiert vom Krümelmonster bis zur Muppet Show, in einer verträumt blühenden Zauberwelt, die durch ihre relative Bekömmlichkeit mehr emotionale Reibungsfläche als 3D Country bietet.
Ja, tatsächlich – 4D Country ist kein Appendix, sondern der vorläufige Zenit dieses eigenwilligen Band-Kaleidoskops aus Brooklyn.
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