The Gaslight Anthem – The B-Sides

von am 29. Januar 2014 in Compilation

The Gaslight Anthem – The B-Sides

Nett, aber kaum lebensnotwendig: die nicht gerade für ihre spektakulären B-Seiten bekannten The Gaslight Anthem versammeln beinahe alle B-Seiten ihrer Side One Dummy Jahre.

Außer Die-Hard Sammlern und Komplettisten werden wohl nur jene Fans Singles der New Jersey Springsteen-Punkrocker im Schrank stehen haben, die es permanent nach neuen Acoustic-Versionen und zusätzlichen souveränen Livemitschnitten (neben durchwegs tollen Veröffentlichungen wie den iTunes-Sessions der Band) verlangt – denn soviel mehr als das war in den Jahren 2008 bis 2011 selten auf den Auskoppelungen von ‚The ’59 Sound‚ und ‚American Slang‚ zu finden. (‚Sink or Swim‚ hatte ja bekanntlich keine Singles: die ‚Sink or Swim Demos‚ als potentieller Ausgleich wurden hierfür aber leider vollends ignoriert, die ‚Señor and the Queen‚-EP von 2008 sollte ohnedies jeder besitzen.)
Die Trackliste von ‚The B-Sides‚ liest sich in logischer Konsequenz dessen nun auch viel eher wie eine verkappte KEXP-Compilation. Macht nix: ‚Great Expectations‚, ‚The ’59 Sound‚ oder ‚The Queen of Lower Chelsea‚ funktionieren auch in dieser heruntergefahrenen Abbildungen aus Gesang und Akustikgitarre gut, wiegen die überragendere Klasse der druckvolleren Studioversionen mit einem deutlichen Plus an Intimität auf. Langweilen tut da nur ‚American Slang‚, dem in dieser Form das stumpf Stampfende der Studioaufnahme fehlt; wirklich spannend ist im Gegenzug allerdings auch nur ‚Boxer‚, weil Brian Fallon dem Song andere Facetten als in der finalen 2010er-Produktion abzuringen versucht.

Stets dicht an den Originalen bleiben The Gaslight Anthem auch bei den aufgefahrene Coverversionen: gegen den Pearl Jam-Klassiker und fixen Setlistpunkt ‚State of Love and Trust‚ verlieren Fallon und Co. live nicht, was dann durchaus als Erfolg gewertet werden kann – aber The Gaslight Anthem sind ohnedies eine enorm routinierte Coverband. ‚Tumbling Dice‚ von den Rolling Stones wird also problemlos aus der Hinterhand geschüttelt, ‚Songs For Teenagers‚ von den langjährigen Tourspezis Fake Problems, das sentimentale ‚Antonia Jane‚ (von Lightning Dust) und das uramerikanisch nostalgiebetextete ‚Once Upon a Time‚ (Robert Bradley’s Blackwater Surprise) sind dann aufgrund der songwritertechnischen Nähe zu den Urheber ohnedies sichere Angelegenheiten für The Gaslight Anthem.
Was auch für den Kettenblues ‚She Loves You‚ (als einzige „richtige“ B-Seite, geschrieben im Jahr 2010 ) gilt: warum es der Songs nicht auf etwaige Studioalben geschafft hat erscheint zwar nicht unklar -was das Stücke aber ja nicht zwangsläufig zur schlechten Nummern macht – sondern höchstens für die weitestgehend hochgehaltene Qualität der regulären Studioplatten spricht.

Wie schon die überteuerte (und hiernach bis auf ‚The Diamond Church Street Choir‚ endgültig nur noch für Hardcorefans interessante) 2013er ‚Singles-Collection‘ wird auch auf ‚The B-Sides‚ jegliches Material von formkurvesteigernden ‚Handwritten‚ ausgespart. Eine leidige Angelegenheit, jedoch durch den Plattenfirmenwechsel von Side One Dummy zum Major Mercury Records zumindest rechtlich begründbar.
Dennoch bleibt so ein fahler Beigeschmack aufgrund des wenig gewichtigen Materials von ‚The B-Sides‚, sind doch die interessanteren Singles erst ab 2012 erschienen, und tolle Interpretationen wie ‚God’s Gonna Cut You Down‚ (Odetta’s Song in der Johnny Cash-Version), Bob Dylan’s ‚Changing Guards‚, ‚Capo 4th Fret‚ oder ‚Miserylogischerweise nicht vertreten.
Sicher ist ‚The B-Sides‚ auch so ein netter Dienst am weniger finanzkräftigen und unersättlichen Fan – aber sogar wenn man den irrationalen Vergleichdrang ausklammert und schlichtweg vergisst, welche Brillanz etwa Oasis mit einer über [amazon_link id=“B00002434U“ target=“_blank“ ]einen kürzeren Zeitraum zusammengetragenen B-Seiten-Zusammenstellungen[/amazon_link] aufgefahren haben, oder welch kurzweilige und durchwegs abwechslungsreichere Unterhaltung zum Beispiel Rise Against mit einer weitaus erschöpfenderen Compilation ohne Label-Limitierungen erreichen konnten, wirkt ‚The B-Sides‚ dezent dürftig. Enttäuscht ist davon aber nur, wer nicht im Vornherein wusste, worauf man sich hierbei einlässt.

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