Fyfe Dangerfield – SFJ

von am 5. Juli 2023 in Kurzreviews, Single

Fyfe Dangerfield – SFJ

Weil all die Jahre die Frage, was aus den Guillemots geworden ist, manchmal mehr, manchmal weniger präsent im Hinterkopf blieb, das darauffolgende, sporadische Solo-Material ihres Frontmannes an dieser Stelle aber dennoch übersehen wurden, kann man jetzt wohl ruhig mal darauf hinweisen, dass Fyfe Dangerfield seit Anfang des Jahres einige Singles veröffentlicht hat.

Bevor wir uns der aktuellen Nummer SFJ zuwenden, noch ein kleiner Rückblick auf die davor erschienen (und assoziativ freilich in direkter Nähe seiner verschollenen Band verorteten, aber durchaus andere stilistische Grenzen beackernden) Nummern aus der Feder des Guillemots-Vorstandes.
Shook erwachte zum Jahresbeginn aus dem elektronisch verspulten Geplänkel a la King Gizzard & The Yeasayer Wizard. Fyfe haucht seine unverkennbare Stimme im Reverb zu blinkenden Indietronic-Gitarren und Beats, ein sedatives Sperrfeuer aus Effekten und Fiepen blinkt um die eigentlich schöne Melodie, in der Shook erst als Studio-Spielerei in einem Spiegelkabinet aus pluckernden Synthies zu mäandern beginnt, eine dramatischer dröhnende Keyboard-Wall-of-Sound erwacht, und Fyfe sich mit geschlossenen Augen in epischer Geduld im kosmischen Sehnen dreht. Schön, aber für sich selbst stehend nicht auf den Punkt gebracht.

It Must be Night stammt eigentlich von Charlie Watsons 2022er Album Yes, auf dem Dangerfield zu Gast war – daher die Nummer allerdings erst jetzt als Single erschien, sei an dieser Stelle dennoch drauf gedeutet: Im Hall schwelgend, mit einem Feeling, als würden Bon Iver mit den Flaming Lips und Portugal. The Man gemeinsame Sache machen, während eine sanfte Distortion in der Produktion über allem liegt, und letztendlich schöngeistigen Noise Pop in liebenswürdig ein bisschen Opulenz zeigt, hat die Nummer schließlich einfach mehr Aufmerksamkeit verdient.
Zebra Wind klingt dagegen, als hätte ein bescheidener Bono die Shins übernommen, um Ambient Pop zu spielen, der sein schepperndes Schlagzeug verführerisch wattiert. Sehr fein! Nur das sich selbst mit gepitchten Vocals begleitende Finale hätte es in dieser Form nicht gebraucht.

Womit wir dann also doch noch bei SFJ gelandet wären – einem Akronym für die simpel gestrickte Hook („So fucking joyful!“) eines neoklassizistisch verträumten und doch flott perlenden Klavier-Stücks, in dessen Musik der hartnäckig hängen bleibende, Instant-Ohrwurm-Gesang verwaschen in eine latente Proberaum-Spontanität eingearbeitet ist.
Schade allerdings, dass das skizzenhaft bleibende Motiv ohne Entwicklung einfach nur immer wieder repetiert wird, wiewohl der Spannungsbogen durch eine intensivere Intonation enger gezogen wird und SFJ auf der einen Seite beruhigend schön und doch aufwühlend agiert, in seiner ermüdend wiederholten Ader jedoch auch frustrierend eindimensional bleibt und etwas ärgerlich unfertiges an sich hat.
Wie schon die Vorgänger-Singles transportiert SFJ ohne Album-Kontext einen latent verlorenen Eindruck, überzeugt jedoch nicht nur durch die nostalgische Ebene, die Dangerfields Zauberstimme als alte, unsterbliche Liebe mit catchy Sinnieren sofort freisetzt. Kurzum: auch wenn Fyfe mit seinen bisherigen Songs keine wirklich großen Würfe gelungen sind, lohnt es sich für den (mit Fanbrille bewertenden,) darbenden Anhänger dran zu bleiben und den Dangerfield nicht aus den Augen zu verlieren.

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