Future of the Left – Human Death

von am 26. November 2013 in EP, Heavy Rotation

Future of the Left – Human Death

Jetzt aber der endgültige Beweis: Future of The Left haben unter dem Banner ihres vierten Studioalbums einfach nicht das qualitative Maximum dessen gebündelt, was an Material rund um die Crowdfunding Sessions entstanden ist.

Nein, ‚How to Stop Your Brain in an Accident‚ ist entgegen der offenbar weitläufigen Meinung kein schwaches Album. Es ist nur das schwächste der Waliser bisher. Und ja, es hätte mit einigen wenigen Kniffen mindestens (!) auf einer Ebene mit ‚Curses‚, ‚Travels with Myself and Another‚ und ‚The Plot Against Common Sense‚ stattfinden können. Wenn etwa die Songs der (für sich genommen jeweils zu überzeugen wissenden) ‚Man vs. Melody‚ und ‚Love Songs for our Husbands‚ nicht recycelt worden wären, der Anordnung der Trackliste der eine oder andere Feinschliff verpasst worden und ‚Singing of the Bonesaws‚ dabei bestenfalls sogar verloren gegangen wäre. Vor allem aber: wenn die 6 Songs von ‚Human Death‚ Berücksichtigung gefunden hätten, stellt doch beinahe jeder einzelne davon so einiges auf ‚How to Stop Your Brains in an Accident‚ in den Schatten – indem Future of the Left weniger bemüht klingen die eigenen Trademarks hartnäckig und beinahe verkrampft abzuhacken, damit befreiter und lockerer (und in Summe auch auffallend ruhig agierend) auftrumpfen können.

Der potentielle Label-MottosongPrescriptions‚ eröffnet da zwar noch gewohnt biestig mit einem rollenden Rhythmus über einem klassisch hyperventilierend-repetierendem Simpel-Riff, ‚The Knife Is Not a Knife‚ macht den herrlich kauzig gegen den Strich gebürsteten Stolperstein mit dem leisen Duell zwischen verspielter Gitarre und übermütigem Synthie – dessen Gewinner letztendlich nur der supercatchy nach vorne drückende Refrain sein kann – und ‚Fucked Up Runners‚ ist als Standard-Rocker der Band mit verschmitzt am Schaltknüppel rüttelnder Hand spätestens ab dem brillanten sekundenschnellen Noise-Ausbruch am Ende ein todsicheres Blatt.
Aber dann legen Future of the Left eben noch eine ganze Schippe drauf indem sie den wirklich widerborstigen Noise außen vor lassen: ‚Not Entirely Present‚ ist so sehr leichtfüßiger Gitarrenpop wie man es sich aus dem Hause Falkous nur vorstellen mag, und die zuckersüße Art mit der Future of the Left in den letzten Sekunden noch eine geradezu herzige Melodie nachquetschen ist schlicht große Kunst in der kleinen Geste. ‚New Commuters‚ ist einer dieser Pixies-Acoustic-Songs mit folkigem Einschlag neben der Spur, den die Pixies so ähnlich zwar auch noch zustande bringen, aber auf derartige Lauerstellung längst verzichten und auch keine Falco-Fratze ihr eigen nennen – bevor Future of the Left im Finale statt auszuticken (wie das vielleicht passieren hätte müssen damit der Song auf ‚How to Stop Your Brains in an Accident‚ gelandet wäre) auch noch schunkelnde Liebenswürdigkeit ausschenken.

Wenn (das leider im billigen Slipcase erscheinende) ‚Human Death‚ mit ‚Hey Precious‚ endet – einer eingangs reduzierten Basserzählung mit dem locker aus der Hüfte schmeichelnden Falco und einer Band, die sich letztendlich doch aufschwingt ihren versöhnlichsten Alternative Rock seit Ewigkeiten rauszuhauen, Trompete inklusive! – tut diese EP es schlicht mit einem der besten Songs der Karriere der Waliser.
Natürlich kann man deswegen durchaus noch all dem Potential nachtrauern, dass Future of the Left insofern verschenkt haben ein besseres Album zusammenzustellen. Oder aber man erfreut sich stattdessen schlicht und einfach an einem (sehr) guten ‚How to Stop Your Brains in an Accident‚ sowie einigen durchwegs tollen EP’s – und anhand von ‚Human Death‚ eben auch (und vor allem!) an dem heimlichen Höhepunkt des so unheimlich produktiven Jahr 2013 der immer noch besten Noiserockband der Welt.

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