Full of Hell – Trumpeting Ecstasy

von am 7. Juni 2017 in Album

Full of Hell – Trumpeting Ecstasy

Mit dem regelrecht klassisch veranlagten Ketzbrocken (sic!) Trumpeting Ecstasy steht das Grind-Quartett aus Maryland nur augenscheinlich auf eigenen Beinen – speit hinter der wieder deutlicher seine Kernkompetenzen fokussierenden Ausrichtung aber gerade deswegen das bisher stärkste Album des überquellenden Full of Hell-Katalogs aus.

Spätestens seit ihren Kooperationsplatten mit Merzbow und The Body lassen die so unermüdlichen wie unberechenbaren Dauerveröffentlicher Full of Hell ihren dem Avantgarde nicht abgeneigten Sprengsatz aus Grindcore, Death, Hardcore und Powerviolence mitsamt seinen Noise-Fragmenten bekanntlich nur zu gerne an externen kreativen Reibungspunkten wachsen.
Mag Trumpeting Ecstasy nun auch nominell das dritte reguläre „Solo„-Album der Band darstellen, und sich mit seiner Bandbreite aus rasendem Gekeife und schleppenden Growls, infernalem Riffing und hämmerndem Gekloppe, zornigen Hassbatzen und geißelnden Agressionsattacken stilistisch zudem näher an den beiden Einständen Roots of Earth Are Consuming My Home und Rudiments of Mutiliation positionieren – so ganz ohne Hilfe wollen Full of Hell aber auch diesmal nicht auskommen. Warum auch, wenn sie doch die über die vergangenen Jahre formvollendete Fähigkeit zur Synergie mit einer konsequenten Raserei in die eigene Handschrift assimiliert haben?

Full of Hell sind also als Band merklich gewachsen, aber eben immer noch dann am besten, wenn zusätzliche Parteien das überdurchschnittliche Gebräu der Kombo über die hauseigenen Limitierungen hinausheben.
Auf Trumpeting Ecstasy übernimmt diese Funktion in erster Linie Kurt Ballou. Ob Full of Hell über ihre grandiose Split mit den bitterbösen Nails an den Converge-Gitarristen und GodCity-Produzenten herangekommen sind bleibt Spekulation. Fest steht, dass er der Platte (neben den seit 2015 im Bandgefüge befindenden, aber hier seinen Platteneinstand gebenden Brandon Brown-Ersatzmann Samuel Di Gristine) nicht nur Bassspuren beigebracht, sondern vor allem einen hässlich rohen, direkten und doch wieder knackig kraftvollen Sound auf den Leib geschneidert hat, der herrlich giftig bollert und dann wieder unheimlich heavy walzt. Insofern also die misanthropische Atmosphäre die Stärken der Band schmutzig herausarbeitet und das randalierende Songwriting in seiner Variabilität unterstützt.

Zum anderen sind da die herausragenden Szenen, die unter dem Einfluss der restlichen Gästeliste stehen: Crawling Back To God bebt durch einen bestialisch durch den Morast geschliffenen Auftritt von Aaron Turner (Sumac, Isis, Old Man Gloom), Andrew Nolan (Column Of Heaven, The Endless Blockade) wiederum treibt das fast schon nonchalante Ashen Mesh zum Punkrock aus der Hölle und leitet die stärkste Phase ein, die Full of Hell bisher projektübergreifend angerührt haben.
Mit der zauberhaften Experimental-Dark-Pop-Chanteuse Nicole Dollanganger zerfleischt sich Derwisch Dylan Walker in einem zerrissenen  Industarial-Limbo aus beängstigend lieblich-geisterhafter Kindlichlichkeit und nihilistisch aufbrechener Gewalt, die selbst die alten Kumpels The Body erschrecken könnte – dass tatsaächlich deren Lee Buford hier die Knöpfe programmiert hat, sollte nicht weiter erstaunen. Und Nate Newton (Converge, Old Man Gloom, Doomriders) brüllt das abschließende At The Cauldron’s Bottom vom epischen Blastbeat-Gewitter zur malträtierend stoischen Walze.
Das Trumpfass dieses religionskritischen Infernos ist dann aber dennoch, dass Trumpeting Ecstasy diese Highlights im Gesamten ohne Ausfall stemmen kann. Rund um Kraftakte wie das guttural hämmernde Branches of Yew, den greinend maschinellen Code Orange-Groove von Bound Sphinx, den thrashigen Hornissen-Tornado um The Cosmic Vein, das manisch-dringliche Fractured Quartz oder das sich im Martyrium über die Ziellinie schleppende Gnawed Flesh haben Full of Hell hier ein durchgängig hochklassiges Gemetzel angerichtet, dass ihre Evolution mit mehr Variabilität, Radikalität und Tiefenwirkung wie im Rausch vorangetrieben hat und selbst jene infizieren können sollte, die die allgemeine Faszination rund um die Band bisher nicht vollends nachvollziehen konnten.

Bison - You Are Not the Ocean You Are the Patient

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