Full of Hell & Nothing – When No Birds Sang

by on 11. Dezember 2023 in Album

Full of Hell & Nothing – When No Birds Sang

Die niemals Nein zu einer Kooperation sagen könnenden Full of Hell und Nothing kultivieren mit When No Birds Sang in der Symbiose aus atmosphärischem Sludge Metal und verträumten Shoegaze ein rundes Album. Aber….

Full of Hell (die sich als Kompromiss für die Zusammenkunft das Deathcore-Gaspedal verkneifen, wodurch tempotechnisch keine Extreme überbrückt werden müssen, um auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen) und Nothing (die sich so vollends in ihren fabelhaften Shoegaze-Baukasten lehnen können) zeigen dafür eher eine symbiotische, ihre Charakterprägungen weitestgehend fein voneinander getrennt verbundene Aneinanderreihung ihrer Trademarks, anstatt eine tatsächliche Verschmelzung dieser anbieten, zumal in der Mitte der Platte  (wo in imaginativ schwelgender Space-Trance Forever Well bedächtig schleifend zur garstigen Psychose provoziert wird, während das Instrumental Wild Blue kontemplativ verträumt plätschernd bleibt) den formlosen Ambient als Bindemittel wählend.

Doch der runde Spannungsbogen von When No Birds Sang beschreitet einfach einen ausgewogen balancierten Pfad, stellt das (sehr) gute (aber nicht herausragende) Songwriting in den Dienst der Ästhetiken und Atmosphäre samt schlüssigem Narrativ, mit in die Kurve gelegter Performance gerade in seinem Conclusio ein stimmiges Ganzes ergebend: die Kombination der beiden Parteien erzeugt aus den für sich genommen wenig aufregenden Zutaten eine spannende Dynamik, der Sound ist spitze.

Rose Tinted World eröffnet keifend als mit angezogener Handbremse kotzbrockende Sludge-Walze und Schnüffler-Erkenntnis in purer Full of Hell-Kompetenz, die garstige Slow Motion zieht schleppend in ihren Bann, bremst sich im letzten Drittel aber zu einer Trance vom Nachrichten-Sendersuchlauf überlappenden Bewusstseinsstrom, damit Like Stars in the Firmament als Nothing-Signatur eine warme, weiche und elegisch schöne Shoegaze-Ballade in ihrer Komfortzone ausbreiten können. Auch der verwaschen-ätherische Titelsong treibt dort ruhig, nimmt aber hinten raus auf meditative Weise Fahrt auf, auf Samtpfoten stampfend.

Der Eindruck, dass die beiden Bands schon im Entstehungsprozess zusammengearbeitet hätten, und nicht erst rückwirkend vorhanden Material homogenisiert zusammengefügt haben, entsteht dann tatsächlich allerdings erst in Spend the Grace – dem Closer, der dann auch einen markanten „Was-hier-doch-alles-möglich-gewesen-wäre“-Schatten über das restliche Material wirft, wenn friedlich tupfende Noise Rock-Weichzeichner langsam in die ruhig groovende Heaviness gleiten, und als bedächtig marschierender Kotzbrocken losbrechen – sich Nothing und Full of Hell also gegenseitig fabelhaft zur Einheit Full of Nothing ergänzen. Und insofern auf eine baldige Fortsetzung der potentiellen Dreamteam-Konstellation auf When No Birds Sang hoffen lassen.

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