Full of Hell – FOH NOISE VOL 5
FOH NOISE VOL 5 bedeutet die nächste Episode an seriellem Harsh Noise-Terror von Spencer Hazard und Dylan Walker unter dem Full of Hell-Banner – abermals eher ein Anreißen von potential, als dessen erschöpfende Ergründung.
Während die bisherigen vier Teile der fortlaufenden Serie ursprünglich allesamt zum „NYP“-Kostenpunkt digital vertrieben wurden, hat der jüngste Bandcamp-Friday das gesamte fünfteilige Paket auch physische verfügbar gemacht – leider im hoffnungslos limitierten, stupiden Kassettenformat, das so innerhalb von Sekunden vergriffen war.
Was bei der loyalen Anhängerschaft von Full of Hell nicht überrascht, selbst wenn die FUH NOISE-Reihe weiterhin eine eigentlich seh spezielle Nische der ansonsten primär (aber nicht ausnahmslos, wie zuletzt ja auch Language of Molting Cherubs demonstrierte) auf den Deathcore abonnierten Gang aus Ocean City bedient: Experimentell dekonstruierte Power Electronics-Attacken verunstalten hier immerhin den Harsh Noise.
Von den bisherigen Ausflügen der Band in diese Gefilde weiß man, dass Full of Hell dieses Metier vielleicht nicht am originellsten beherrschen, aber mit absoluter Kompetenz und Hingabe zelebrieren.
So serviert auch FOH NOISE VOL 5 ein elektronisches Gemetzel, das gerade in seinem Rahmen überzeugt: Nero’s Cough zieht seinen Reiz aus dem Kontrast von kratzend-knisternden und fiependen Störgeräuschen, die eilig flimmern, sowie den deliriant dahinter in sedativer Zeitlupen-Trance gespulten Samples, die eine entrückte Dynamik fern jeglicher Greifbarkeit halluzinieren. The Sorrow of a Hundred Palms wird am anderen Ende dieses Kreis schließen, addiert eine beschwörende Weite in der okkult dröhnenden Textur, eine sakrale Ebene, und kehrt über die Ahnung von Vocals entfernt zum rezitierenden Wesen des Openers zurück, rasselt im repetitiven Schema.
Derartig ausformuliert ist die nicht einmal 14 Minuten lange Intensivkur ansonsten nur noch einmal: Unwinding Reverie bietet subkutan wummernden Hass, von den garstig röchelnden Vocals albtraumhaft ausgespien, unweit des Grave of a Dog, samt einer kurz angetäuschten Ruhephase an, die in den letzten Sekunden umso ekelhafter nachzutreten pflegt.
Abseits davon ist FUH NOISE VOL 5 jedoch ein Sperrfeuer aus Skizzen, die nur wenige Sekunden dauern, ein fragmentarisches Kaleidoskop, ästhetisch kohärent. Die Distortion in Burnt Nest zeigt etwa eine monströse Verzerrung zum Bestialischen, Flooded Barge ersäuft im Waterboarding einer vor Feedbackfrequenzen unkenntlich gewordenen Grind-Attacke und End of Our Rope schillert als Übertragung aus verfluchten Dimensionen in schmerzhafter Interferenz. Breached Hull in Deepest Depths macht dort weiter, hat einen sich selbst verzehrende Radikalität und Ladder in the Dark ballert wie die bis zur Unkenntlichkeit im digitalen Fegefeuer aufgelöste Erinnerung an die Kernkompetenzen von Full of Hell. Dass die Noise-Exzesse isoliert von dieser eher selten explizit konsumiert besucht werden, daran ändert sich auch mit dieser fünften Folge der Serie wenig – innerhalb des ganzheitliches Kontext des gesamten Gefüges füllt die Band diese angeteaserten Facetten des Spektrums aber weiterhin substantiell auf.
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